Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Dankeschön-Tagebuch

Am Wochenende haben sich bei uns einige Frauen getroffen, die zu unserer Weggemeinschaft gehören. Nach einer Zeit der Anbetung des Allerheiligsten in unserer Hauskapelle war eine fröhlich freundliche Kaffeetafel mit vielen schönen Ostererlebensgeschichten. Und danach ging es in den Gesprächsrunden um das Gelübde der Armut bei Franziskus und Klara von Assisi und bei uns Olper Franziskanerinnen. Texte lesen, Ordensregeln vergleichen und sie in Bezug setzen zu ihrem eigenen alltäglichen Leben, ist immer spannend, weil das nochmal erdet und man nicht in frommen Höhenflügen abdriften kann.

So war einer Frau klar, dass sie das Auto schon als Luxus sieht, dass sie aber braucht, um die täglichen Wege hier im ländlichen Raum erledigen zu können. Dass sie die Heizung braucht, weil sie immer sehr friert und auch im Sommer nicht mit Pullis und Pullovern auskommt. Einer anderen Teilnehmerin wird klar, dass sie Menschen und Kontakte braucht, weil sie allein lebt und ohne Kontakte vertrocknen würde. Und eine weitere Frau, deren Mann gerade gestorben ist, braucht die anderen Familienmitglieder, mit denen sie immer neu Erinnerungen austauschen und auffrischen kann. Und nach weiteren vielen Beispielen hat eine der Teilnehmerinnen so ganz nebenbei erzählt, dass sie seit vielen Jahren jeden Abend eine gute Reflektion des Tages macht und dann ein Dankeschön-Tagebuch führt. Sie schreibt jeden Tag fünf Dinge auf, für die sie dankbar ist.

Ich bin beeindruckt. Ich kenne viele Formen von Gebeten, Reflektionen, Gewissenerforschungen und so weiter. Aber dass jemand ein Dankeschön-Tagebuch führt, hatte ich bis dahin noch nie gehört. Da kommt alles hinein, wofür sie an einem Tag dankbar ist: von den alltäglichen Gaben zum Leben und Arbeiten, über Begegnungen und Feste, über Gedanken und Gehörtes, über Bewältigtes und durch andere Erfahrenes. Und sie erzählt ganz bescheiden und leicht, dass sie das Buch immer mal zwischendurch in die Hand nimmt und liest und am Ende immer Gott dankt für diese lange Litanei von Gutem und Schönem, dass das dann schon wieder zum Danken führt.

"Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn" ist ein alter Schlager in den geistlichen Liedern. Aber für diese Frau ist es zu einem täglichen Erleben geworden, weil sie es gar nicht mehr anders kann und ihr Dankeschön-Tagebuch genau das zeigt. 

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