Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Brennende Orgel

Es gibt immer mal Sachen, die gibt es eigentlich nicht. Die sind so verblüffend und surreal und finden doch statt. Am 3. Oktober abends waren wir mit vielen Schwestern und Besuchern in der Mutterhauskirche um den Transitus, den Heimgang des heiligen Franziskus zu feiern. Wie üblich bei solchen kleineren Feiern begleitete der Organist nicht an der großen Orgel oben, sondern unten an der kleinen, elektronischen Orgel. Nach der Begrüßung und dem ersten Lied wurden die ersten Texte vorgetragen und ich habe von vorn aus dem Augenwinkel gesehen, dass der Organist nach hinten gegangen ist und dann durch die Tür verschwand. Zwei Schwestern gingen zur Orgel und dann kam eine von ihnen nach vorn, um kurz zu informieren, dass die Orgel brennt und man sie jetzt kurz löschen müsse. Zwei Gottesdienstbesucher kamen zu Hilfe, derweil der Organist das nächste Lied von der großen Orgel angestimmt und begleitet hat. Nachdem der Schaden behoben war, eine der helfenden Schwestern mit der Violine ihren Part gespielt hat, wurde es wieder ruhig und meditativ und wir haben in Ruhe den Gottesdienst weitergefeiert.

Hinterher, bei Suppe und Brot und Begegnung war es einfach entzückend mitzubekommen, dass alle die Ruhe bewundert haben, mit der wir das Problem gelöst und dann einfach weitergefeiert haben. Man kann also die Feier einteilen in die Phase, bevor die Orgel gebrannt hat und die Phase danach. Mir scheint, dass diese kleine Begebenheit gar nicht so schlecht als Beispiel dienen kann. Manchmal werden die kleineren oder größeren Unfälle, Ereignisse oder Schadensfälle am ehesten gelöst, indem man sie mit Gelassenheit behebt und in Ruhe tut, was dran ist. In diesem Fall: Elektronik ausschalten, Stecker ziehen, Rückwand abschrauben, Schaden begutachten, löschen und dann alles weitere veranlassen.

In einem Text des Transitus ging es darum, dass die Liebe des Heiligen Franziskus zu Jesus Christus so stark war, dass sie in den Menschen damals bis heute ein heiliges Feuer entfacht hat. Durch dieses Feuer konnten sich Millionen von Menschen im Laufe der Jahrhunderte für die Kirche, für die Menschen, für die Armen, Alten und Kranken und Hilfsbedürftigen einsetzen, ohne danach zu fragen, was es ihnen bringt. Dieser Abend hat mir also zwei Seiten deutlich gemacht: gelassen bleiben, wenn etwas ins Brennen gerät, was gelöscht werden muss und andererseits das Feuer im Herzen nicht löschen, sondern andere damit anstecken und Liebe, Hilfsbereitschaft und die Freude an Gott am Brennen halten.

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