Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Bitte um Geduld

Einmal im Monat treffen wir uns zum Bibelgespräch. Wir, dass sind Mitglieder unserer Weggemeinschaft und wir Schwestern im Konvent. Wir nutzen die Form des Bibel-Teilens, das in Basisgemeinden in Südafrika entstanden ist. Wir lesen das Evangelium des kommenden Sonntags, lassen es auf uns wirken, benennen die Worte oder Verse, die uns heute, jetzt, ansprechen, begeistern oder ärgern, kommen dazu in den Austausch, überlegen dann, was das für unser tägliches Leben in den nächsten Tagen bedeuten kann und schließen dann mit einem erneuten Lesen des Textes und einem Gebet mit Segen.

Und wir stellen immer wieder fest, dass es Ideen und Erkenntnisse aus dem Text gibt, die uns selbst noch nie eingefallen wären. Und wir spüren immer neu, dass man nicht Fachleute für Exegese oder Theologie sein muss, um sich auf einen Evangelientext einzulassen. Das sich berühren und ansprechen lassen ist zunächst viel wichtiger.

Beim Evangelium des kommenden Sonntags geht es um das vergeben können und barmherzig sein, weil auch der Vater im Himmel mit uns barmherzig ist. Und bei unserem Gespräch ging es am Ende um die Geduld. Irgendwie war das plötzlich der Hauptpunkt. Der Schuldner bittet den König um Geduld, weil er alles bezahlen werde. Und eine Mitschwester hat es für sich und damit für uns alle, sehr schön auf den Punkt gebracht: "Ich bitte um Geduld bei Gott, der meine Schwäche sieht und mich trotzdem annimmt. Ich bitte um Geduld, bei meinen Mitmenschen, die mit meinen Ticks und Macken zurechtkommen müssen, auch wenn ich mich bemühe sie abzustellen oder zumindest abzumildern. Und ich bitte mich selber um Geduld mit mir und dem, was ich an mir noch nicht gut annehmen und akzeptieren kann."

Und wenn alle Teilnehmerinnen an diesem Gespräch am kommenden Sonntag das Evangelium in der Eucharistiefeier hören werden, werden uns genau diese Dinge wieder erinnert werden und der Gedanke, Gott, die Mitmenschen und mich selbst immer wieder um Geduld zu bitten.

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