Ich bin seit zwei Tagen in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach zu einem Kurs. Novizinnen und Novizen, also quasi die Klosterazubis mit ihren NoviziatsbegleiterInnen treffen sich mehrmals im Jahr, um zu Themen des Ordenslebens ins Gespräch zu kommen. Da geht es um die Grundzüge mit den drei Gelübden der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams, um Gemeinschaftsleben und Individualität, um Formen des Kirche-Seins heute und vieles mehr. Da in vielen Klöstern und Gemeinschaften oft einzelne junge Schwestern oder Brüder sind, ist es schwierig, zu vielfältigen Meinungen und Debatten zu kommen. Deshalb sind solche Treffen in großen Gruppen so wichtig.
Diesmal ist das Thema "Ordensleben heute" und das ist eigentlich das beständige Thema über die Jahrhunderte des Ordenslebens. Wie kann das gehen in der jeweiligen Gesellschaft, in der Art, wie Kirche derzeit lebt, wie die einzelnen Glaubenden ihren Auftrag verstehen? Die einzelnen Klöster und Gemeinschaften leben nach den Ordensregeln ihrer Gründer und Gründerinnen. Aber die Art und Weise, wie das gelebt werden kann, muss immer neu angeschaut und angepasst werden. Und da sind die jungen Leute in den Klöstern oft die treibenden Kräfte, die alles ausprobieren, vieles hinterfragen und manches für absolut nicht mehr lebbar erkennen. Und dann wird es spannend: Gehen die langjährigen Ordensmitglieder damit um, lassen sie sich auf Gespräche und Austausch ein, können sie damit leben, dass Neues ausprobiert und erprobt werden kann? Ganz häufig ist das tatsächlich so und manchmal reichen ein oder zwei engagierte junge Leute, um Dinge in Bewegung zu bringen, die allen helfen, neu über ihren Weg im Orden nach zu denken.
Klöster und Orden waren damit immer schon Vorreiter und Avantgarde der Kirche auf der gemeinsamen Suche nach Gott und einer Spiritualität des Lebens, die nicht in Strukturen und erarbeiteten Papieren, sondern in lebendigen Glauben und gelebtes Evangelium investiert. Ich bin gespannt, welche Themen wir aus unserem Kurs mit nach Hause nehmen, welche Anregungen uns munter machen für die nächste Zeit.