Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Alles hat seine Zeit

Wir sind auf der Zielgeraden der Fastenzeit. Gestern war der fünfte Fastensonntag. Früher nannte man ihn Passionssonntag. Der hat das zentrale Geschehen vor Ostern schon im Namen: Jesus leidet und stirbt. Und den Palmsonntag, also den kommenden Sonntag, nennt man auch das "Tor in die Karwoche". Am Palmsonntag erinnert die Kirche daran, dass Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem erst gefeiert und später umgebracht wurde. Aber warum feiern wir als Christen diese Ereignisse im Leben Jesu so intensiv? Für mich sind die Fasten-, Oster- oder auch die Adventszeit so etwas wie die religiösen Jahreszeiten. Wir glauben an einen Gott, der Mensch geworden ist und ganz konkret unter uns gelebt hat. Das ist ja schon ein ziemliches Wunder, dass der allmächtige Gott als kleines Kind zu uns kommt, dann erwachsen wird und ohne Gegenwehr die tödliche Gewalt der Menschen hinnimmt und stirbt. Und am Ende siegt Gott doch, indem er den Tod, also die eigentlich finale Grenze für uns Menschen in der Auferstehung von Jesus überwindet. Um dieses Wunder zumindest ein wenig nachzuvollziehen, dafür gibt es diese besonderen Zeiten. Alles hat seine Zeit, heißt es im Alten Testament im Buch Kohelet. Und so wie wir uns im Frühling über das Erwachen der Natur freuen, im Sommer die Sonne und das warme Wetter genießen, so helfen mir die besonderen Texte und Lieder, die wir im Stundengebet und bei den Gottesdiensten je nach kirchlicher Jahreszeit lesen, beten und singen, diesem unglaublichen Gott zumindest ein bisschen näher zu kommen. Das Lied beim letzten Abendmahl können wir am Gründonnerstag viel intensiver singen, als wenn wir das einfach mal so im Hochsommer tun würden. Die ganzen herrlichen Osterlieder würde man ja auch nie an Weihnachten singen und umgekehrt. Ich wünsche uns, Ihnen und mir, dass wir die kommenden Tage der Fastenzeit und dann der Karwoche bewusst erleben können. Im persönlichen Gebet, im Gottesdienst, mit anderen Menschen. Versuchen wir diesem unglaublichen Gott ein bisschen näher zu kommen.

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