Zwischenbericht zu Missbrauch in Kinder-Kurheimen

"Wir bemühen uns um Aufklärung"

Der katholische Orden der Thuiner Franziskanerinnen hat einen Zwischenbericht zur Aufklärung von Vorwürfen körperlicher und sexualisierter Gewalt in seinen Kinderkurheimen an Nord- und Ostsee veröffentlicht. Noch fehlen Nachweise.

Kleines Mädchen lehnt traurig an einer Wand, Symbolbild Missbrauch, sexuelle Gewalt / © J. Dream (shutterstock)
Kleines Mädchen lehnt traurig an einer Wand, Symbolbild Missbrauch, sexuelle Gewalt / © J. Dream ( shutterstock )

Die auf der Internetseite der Kongregation mit Sitz im Emsland eingestellte Publikation kann die von Betroffenen erhobenen Anschuldigungen weder be- noch entkräften.

Die Berichte von Betroffenen, Angehörigen und Zeitzeugen deuteten auf Verhältnisse hin,  "die weiterhin aufzuarbeiten sind und wenn nötig strafrechtlich verfolgt werden müssen", heißt es in dem Report, der sich auf den Zeitraum von 1970 bis 1990 bezieht. Verfasst hat ihn die Leiterin der Diözesanbibliothek des Bistums Osnabrück, Christine Möller.

Schilderungen sexualisierter Gewalt im Internet

Anlass der Untersuchung waren Schilderungen von Männern und Frauen, die als Kinder in die Kurheime Sankt Antonius und Sankt Johann in Timmendorfer Strand sowie Sancta Maria auf Borkum verschickt worden waren. Auf der Internetseite "NetzwerkB" hatten sie von sexualisierter Gewalt und körperlichen Misshandlungen in den Einrichtungen berichtet.

Bereits 2010 hatte der Orden zunächst eine Schwester aus den eigenen Reihen beauftragt, die Fälle zu recherchieren. Diese Untersuchungen seien jedoch eingestellt worden, weil Akten und weitere Hinweise aus der Zeit bereits vernichtet gewesen seien, hieß es. 2021 beauftragte die Kongregation nun Möller mit einer Untersuchung. "Aus heutiger Sicht war die Vorgehensweise, diese schweren Vorwürfe intern aufklären zu lassen, zu wenig", begründete Generaloberin Schwester Maria Cordis Reiker.

Gespräche mit Betroffenen und Ordensschwestern

Möllers Zwischenbericht stützt sich auf Gespräche mit Betroffenen, ihren Angehörigen und einigen noch lebenden Ordensschwestern, die im Untersuchungszeitraum in den Einrichtungen tätig waren. Gegen einen ebenfalls noch lebenden Erzieher, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, habe die Ordensoberin bereits 2020 Anzeige erstattet, heißt es.

Vorwürfe gegen Ordensschwestern, sich an sexuellen Übergriffen oder Missbrauch beteiligt zu haben, seien weder in den Internet-Berichten noch im Rahmen der Recherche erhoben worden. Die befragten Ordensschwestern berichten in der Dokumentation von "harten" Erziehungsmethoden in den Heimen, können sich an Gewaltanwendungen jedoch nicht erinnern. Der Bericht betont, dass die Aussagen der Betroffenen auf keine Weise in Frage gestellt werden sollen.

Betroffene sollen sich melden

"Die Dokumentation zeigt hoffentlich, dass wir uns aufrichtig um Aufklärung bemühen", erklärte Reiker. Diese sei mit dem Zwischenbericht nicht abgeschlossen. Die Veröffentlichung solle auch ein Aufruf an weitere Betroffene sein, mit dem Orden Kontakt aufzunehmen.

Die Einrichtungen sind noch heute als Mutter-Kind-Kliniken in Trägerschaft des weltweit tätigen Ordens, wobei die beiden Häuser in Timmendorfer Strand inzwischen zusammengelegt wurden.

Dem "Orden der Franziskanerinnen vom heiligen Märtyrer Georg zu Thuine" gehören den Angaben zufolge weltweit 940 Schwestern an. 170 leben im Mutterhaus in Thuine im Emsland.

Quelle:
epd , KNA