Zwickauer Ex-Dompfarrer Edmund Käbisch sammelt

Geld für Stasi-Opfer

Auch für den ehemaligen Zwickauer Dompfarrer Edmund Käbisch wurde Geld gesammelt. Vor einem Jahr war das, eine Aktion der örtlichen CDU, nachdem ein ehemaliger Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit gegen ihn geklagt hatte. Inzwischen sammelt er selber für andere.

Autor/in:
Carola Benz
 (DR)

Dessen Name war auf einer Tafel der von Käbisch mitverantworteten Ausstellung "Christliches Handeln in der DDR" genannt worden. Der Rechtsstreit ist noch nicht entschieden, da ist Käbisch längst selbst dabei, Geld für andere zu sammeln, die in der offenen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte in die Mühlen der Justiz geraten.

"Es sind Spenden und es ist nicht viel", sagt Käbisch. Er wolle damit Mut machen, die Geschichte nicht zu den Akten zu legen, denn zur Zukunft gehöre die Erinnerung. Für den Christen ist Solidarität eine Lebensmaxime. In den 1980er Jahren gab er vom DDR-Regime Bedrängten unter dem Dach der Kirche die Möglichkeit, sich auszusprechen oder Rat in schwierigen Situationen zu holen. Zu den Sonntagabendgottesdiensten im Zwickauer Dom und zu den Gemeindeveranstaltungen trafen sich Ausreiseantragsteller, Umweltaktivisten, Wehrdienstverweigerer, Amnestierte und andere Menschen, die Repressalien ausgesetzt waren. In Einzelfällen konnte Käbisch auch mit Geld helfen. "Diese Solidarität zeigt den Menschen, dass sie nicht allein stehen."

Sein Tun wurde von der Stasi genauestens verfolgt, wie er heute weiß: "Über 80 IM haben über mich schriftlich berichtet, nur 65 IM konnte die Birthler-Behörde mit Klarnamen enttarnen. Ich war ein Feind der DDR, obwohl ich mich selber nie als solcher gesehen habe."

Der Kirchenleitung war Käbisch ein Dorn im Auge
Doch auch der um ein gutes Verhältnis zum Staat bemühten Kirchenleitung war Käbisch ein Dorn im Auge. Sein 1992 aufgrund des eigenen Aktenstudiums begonnenes Forschungsprojekt "Verhältnis des MfS zur Evangelischen Kirche" deckte unbequeme Wahrheiten auf, die nach Käbischs Meinung auch in der demokratischen Gesellschaft zu Disziplinierungen führen sollten. In seiner Biografie nennt er das Ergebnis: "im Rahmen von Strukturveränderungen und Einsparungen bei der sächsischen Landeskirche in den Ruhestand versetzt" - mit 55 Jahren.

Das Thema Unterwanderung von Kirchenkreisen hat Käbisch nicht mehr losgelassen und als Religionslehrer zu einem Schülerprojekt mit dem Zwickauer Clara-Wieck-Gymnasium geführt. Die Ausstellung "Christliches Handeln in der DDR" ist mittlerweile an vielen Orten zu sehen gewesen. Einen Eklat gab es nur einmal: im Frühjahr 2008 in Reichenbach. Der ehemalige IM, der gegen die Namensnennung seines Namens auf den Ausstellungstafeln klagte, machte geltend, dass er als jetziger Geschäftsmann durch die alte Geschichte wirtschaftlichen Schaden erleiden könne.

Aufgrund einer einstweiligen Verfügung musste der Name zunächst geschwärzt werden, im April 2008 hob das Gericht die Verfügung aus formalen Gründen auf. Seitdem ist der Name wie gehabt zu lesen. Doch noch schwebt über dem Ex-Dompfarrer ein juristisches Verfahren, ob er die Klarnamennennung zu unterlassen und Teile der Ausstellung nicht zu präsentieren habe. Die Gegenseite habe angekündigt, notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht zu gehen.

Das könne schon erheblich aufs Konto schlagen, meint Käbischs Anwalt Sebastian Franck. Mehrere Tausend Euro Gerichts- und Anwaltskosten könnten schnell zusammenkommen. "Man muss auch wissen, ob das die Sache wert ist."

Andere Stasi-Opfer motivieren
Was Käbisch für sich selbst entschieden zu haben scheint, dazu will er auch andere Stasi-Opfer motivieren. Der Ex-Pfarrer spricht von mehreren Hundert Euro, die er schon gesammelt hat. Unterstützt werden soll damit unter anderem der Umweltforscher Joachim Heinrich. Der hat im Frühjahr vor dem Landgericht München einen Prozess gewonnen und darf demnach den Namen eines Stasi-Spitzels auf einem Foto von 1989 über die Versiegelung der Erfurter Stasizentrale öffentlich benennen. Doch möglicherweise geht der Rechtsstreit in die nächste Instanz.

Heinrich begrüßt Käbischs Initiative, hält Spenden aber nicht für die Lösung: Des gesamtgesellschaftlichen Anliegens sollten sich Stiftungen oder Vereine mit Unterstützung der Politik annehmen, fordert er. Bislang hat Käbisch noch keine Lösung gefunden, die Unterstützung für Stasi-Aufklärer und Stasi-Opfer zu institutionalisieren.