Zum 100. Geburtstag von Bürgermeister Teddy Kollek

Ein Leben für Jerusalem

Sein Einsatz für Jerusalem machte Teddy Kollek bekannt. Trotz all der großen Spannungen und Konflikte hielt er an seiner Vision fest, dass es "friedliche Beziehungen zwischen allen in Jerusalem" geben wird. Am Freitag wäre der langjährige Bürgermeister von Jerusalem 100 Jahre alt geworden.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

Seine Kindheit verbrachte Kollek, wie viele Israelis seiner Generation, in Europa. Über seinen Geburtsort gibt es unterschiedliche Angaben. Die meisten Biografien nennen Wien. Nach anderen Angaben kam Theodore Kollek, wie er richtig heißt, in einem kleinen Dorf namens Nagyvaszony bei Budapest zur Welt. Fest steht: Der Sohn eines Direktors der Rothschild-Bank wuchs in Wien auf.



Kollek kehrte nach Europa zurück, um Juden vor den Nazis zu retten

Schon früh war er ein leidenschaftlicher Anhänger der Bewegung, die für die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina kämpfte, und engagierte sich in einer zionistischen Jugendorganisation. Ende 1935 emigrierte die Familie nach Palästina. Zwei Jahre später gehörte Kollek zu den Mitbegründern des Kibbuz Ein Gev am Ostufer des Sees Genezareth. Später arbeitete er in einer Organisation mit, die europäische Juden vor den Nazis rettete. Während des Zweiten Weltkriegs kehrte er deshalb sogar nach Europa zurück. Nach dem Krieg kam Kollek ins israelische Außenministerium und wurde 1950 Israels Botschafter in den USA. Schon zwei Jahre später kehrte er heim und war bis 1964 für die Regierung in Jerusalem tätig.



Die Karriere, die den Diplomaten berühmt machte, begann erst im November 1965, als er für das Amt des Bürgermeisters von Jerusalem kandidierte; ein Amt, für das er bis 1983 ohne Unterbrechung immer wiedergewählt wurde. Treffend trägt die erstmals 1978 erschienene Autobiografie den Titel "Ein Leben für Jerusalem". Seit 1967 - damals wurde das 1948 geteilte Jerusalem wiedervereinigt - gab der Bürgermeister seiner Stadt ein neues Profil. Archäologische Parks und Museen wie das weltbekannte Israel-Museum, die europäisch wirkenden Flanierstraßen im Westteil, die bessere Versorgung im arabischen Ostteil - für all das steht Kolleks Name.



Kollek hörte hier zu, half dort, brauste auch mal energisch auf

Sein Einsatz für Jerusalem wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Ihre bunte Streuung sagt auch etwas über ihn aus: Neben mehreren Ehrendoktoraten und einigen anderen Preisen erhielt er den Romano-Guardini-Preis der Katholischen Akademie Bayern genauso wie 1989 den "Ehren-Bambi" des Verlagshauses Burda oder 1985 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Mutig, unkonventionell, vor allem menschlich: So war Kollek als Bürgermeister, so war er als Präsident der von ihm angeregten Stiftung "Jerusalem Foundation". Er redete mit jedem Einwohner, hörte hier zu, half dort, brauste auch mal energisch auf.



Bis ins hohe Alter widmete er sich seinem Steckenpferd, der "Jerusalem Foundation". Sie kümmert sich um die Bewahrung Jerusalems und das bessere Miteinander in der für Juden, Christen wie Muslime heiligen Stadt.



Im Alter von 95 Jahren starb Teddy Kollek am 2. Januar 2007 - natürlich in Jerusalem. Zuletzt lebte er zurückgezogen in einem Altersheim. Die dunklen Entwicklungen der jüngeren Zeit konnte auch seine Herzlichkeit und Entschiedenheit nicht mehr verdrängen. Der Mensch Teddy Kollek fehlt der Stadt Jerusalem bis heute. Vielleicht mehr denn je.