Zugunglück in Eschede

 (DR)

Der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" entgleiste auf seiner Fahrt von München nach Hamburg am 3. Juni 1998 bei Tempo 200 an einer Weiche am südlichen Ortsrand von Eschede. Der Zug geriet ins Schlingern und prallte gegen eine Straßenbrücke. Die rund 200 Tonnen schwere Betonbrücke stürzte ein, dabei wurde der fünfte Waggon des Zuges halb zerquetscht. Die folgenden Waggons schoben sich dahinter wie ein Zollstock auf engem Raum zusammen. Bei dem schwersten Zugunglück in der bundesdeutschen Geschichte starben 101 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.

Am 21. Juni 1998 fand in der Stadtkirche Celle die Trauerfeier für die Opfer der Katastrophe mit mehr als 2.000 Teilnehmern statt, unter ihnen der damalige Bundespräsident Roman Herzog, Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Gerhard Schröder (SPD). In Eschede erinnern heute Gedenktafeln und 101 Kirschbäume an den Bahngleisen an die Toten.

Ursache des Unglücks war ein durch Materialermüdung defekter gummigefederter Radreifen, der etwa sechs Kilometer vor Eschede brach. Der beschädigte Radsatz entgleiste kurz vor 11 Uhr an einer Weiche und stellte eine nachfolgende Weiche auf ein Nebengleis um. Die juristische Aufarbeitung des Unglücks dauerte lange. Im Frühling 2003 stellte das Lüneburger Landgericht das Verfahren gegen drei verantwortliche Ingenieure gegen Geldbußen ein, da sie aus Sicht der Richter keine schwere Schuld traf. Zum 15. Jahrestag des Unglücks entschuldigte sich mit Rüdiger Grube erstmals ein Bahnvorstand bei den bei Opfern und Hinterbliebenen. (epd/ 25.05.2018)