Zollner zeigt Verwunderung über Umgang mit Bischöfen

Hohe moralische Verantwortung

Der Umgang mit Bischöfen in Deutschland, denen Fehler und Versäumnisse bei der Aufarbeitung von Missbrauch vorgeworfen werden, stößt bei dem Jesuiten und Kinderschutzexperten Hans Zollner auf Verwunderung. Es fallen ihm einige ein.

 © Francesco Pistilli (KNA)
© Francesco Pistilli ( KNA )

Dies gelte nicht nur in Bezug auf die Kardinäle Rainer Maria Woelki (Köln) und Reinhard Marx (München und Freising) sowie den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, die weiterhin im Amt sind, "sondern auch auf andere, die im deutschen Sprachraum weniger bekannt sind", sagte Zollner der "taz" (Samstag).

Moralische Verantwortung

"Man muss natürlich bedenken, dass bei den dreien das Niveau der rechtlichen Anschuldigungen sehr unterschiedlich ist. Vor allem ist nicht klar, welche Kriterien angewendet werden, warum in einem Fall jemand entlassen wird und in einem anderen nicht." Zollner betonte, dass eine moralische Verantwortung angepackt werden müsse, die unabhängig von Verjährungsfristen sei.

Kardinäle Marx und Woelki (KNA)
Kardinäle Marx und Woelki / ( KNA )

Der Jesuit sagte zugleich, er hoffe auf das Differenzierungsvermögen der Menschen, um nicht alle Priester und Ordensleute über einen Kamm zu scheren. "In der Präventionsarbeit, nicht in der Aufarbeitung, hat die katholische Kirche, auch in Deutschland, sehr viel gemacht. Erzwungenermaßen." Auf diesem Feld der Vorbeugung sei es so, dass manchmal staatliche Stellen und Nichtregierungsorganisationen auf die Kirche zukämen und um Rat fragten.

Missbrauch nicht nur in katholischer Kirche

Die katholische Kirche habe einen höheren moralischen Anspruch verkörpert und vor sich hergetragen, so Zollner. "Daran wird sie berechtigterweise gemessen. Und wenn die Fallhöhe höher ist, dann ist natürlich auch die Aufmerksamkeit höher."

Leerer Stuhl in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Leerer Stuhl in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

Er verwies auf Erkenntnisse von Fachleuten, wonach die Mehrheit sexueller Gewalt im Familienzusammenhang passiere. "Das geht in der öffentlichen Debatte fast völlig unter. Onlinemissbrauch ist auch nur sehr sporadisch im Blickpunkt." Hinzu komme Missbrauch in Vereinen.

Zollner bemängelte ebenfalls die Aufarbeitung von Missbrauch in der evangelischen Kirche: Die Protestanten seien "nicht nur etwas hintendran, sondern fast 15 Jahre". Und weiter: "Sie haben sich gerne hinter den Katholiken versteckt und bauen jetzt hohe Hürden auf, weil es bald auch an die Aufarbeitung und an Entschädigungszahlungen von Opfern in ihren Reihen geht."

 

Quelle:
KNA