Zollner: Anti-Missbrauchsgipfel hat Lawine losgetreten

 (DR)

Der Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hat nach Ansicht des Jesuiten Hans Zollner die von ihm erhoffte Lawine ausgelöst. "Es ist, weltkirchlich gesehen, von einem niedrigen Niveau zu einem viel größeren Bewusstsein gekommen", sagte der Leiter des päpstlichen Kinderschutzzentrums im ZDF-Morgenmagazin. Die Teilnehmer seien nach dem Gipfel mit dem Bewusstsein in ihre Länder zurückgereist, dass sie in ihrem Bereich etwas tun und als Kirche ihren Auftrag erfüllen müssten.

Er sprach von konkreten Maßnahmen, die das Treffen der Spitzen der Bischofskonferenzen ergeben habe. Dazu gehöre die Überarbeitung der Leitlinien für alle kirchliche Bereiche, einschließlich Schulen und Krankenhäuser. Zum anderen seien Schulungen für alle Mitarbeiter vom Priesteranwärter über die Erzieherin bis zum Theologiestudenten vorgesehen. Zollner verwies auf Äußerungen von Papst Franziskus, der eine Null-Toleranz-Grenze der Kirche bei Missbrauchs-Fällen von Priestern verlange.

Der Jesuitenpater forderte zugleich bei einem Akademieabend im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen die katholische Kirche zu noch mehr Transparenz im Umgang mit den Missbrauchsfällen durch Geistliche auf. Es brauche dringend eine geregelte Rechenschaftspflicht für Bischöfe, sagte er am Dienstag. Derzeit gebe es dafür in der Kirche keine wirklichen Strukturen. Der einzelne Ortsbischof sei lediglich dem Papst gegenüber rechenschaftspflichtig. Der aber könne seiner Aufsichtspflicht bei weltweit rund 5.100 Bischöfen gar nicht nachkommen.

Zollner gilt als einer der führenden Fachleute bei der Prävention sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Er war maßgeblich an der Vorbereitung des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan beteiligt, der im Februar mit Bischöfen aus aller Welt stattfand. (KNA, 24.04.2019)