Zollitsch und Misereor äußern Kritik am Ausgang des Klimagipfels

"Katastrophales Scheitern in Kopenhagen"

Die katholische Kirche in Deutschland hat den Ausgang des UN-Klimagipfels in Kopenhagen als enttäuschend bewertet und die Arbeit solcher "Großkonferenzen" in Frage gestellt. Kopenhagen bleibe weit hinter dem Ziel zurück, ein Nachfolgeabkommen für Kyoto zu verabschieden, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Samstag in Bonn. Das sei zu wenig, "hier war mehr drin." Er frage sich, wie zielgerichtet solche Großkonferenzen künftig noch arbeiten könnten.

 (DR)

"Wir sind leider kaum einen Schritt weiter, der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden", kritisierte Zollitsch. Er betonte, der Klimawandel sei eine ethische Herausforderung, der sich alle Staaten "in Solidarität und Verantwortung für das globale Gemeinwohl" stellen müssten. Dazu seien technologische und politische Möglichkeiten vorhanden. Die Staatengemeinschaft dürfe sich der Verantwortung für die Lebensgrundlagen nicht entziehen. Als positiv bewertete der Erzbischof die Ankündigung, im nächsten Jahr weiter verhandeln zu wollen. Der UN-Klimagipfel war nach knapp zwei Wochen am Samstag nach langem Feilschen mit rechtlich unverbindlichen Zusagen der Industrie- und Schwellenländer zur Begrenzung der Schadstoffemissionen zu Ende gegangen.

"Katastrophe für die Menschen in den Entwicklungsländern"
Nach Ansicht des katholischen Hilfswerks Misereor ist der Ausgang des Klimagipfels in Kopenhagen "ein Armutszeugnis für die Politik, eine Schande für die Industrieländer und eine Katastrophe für die Menschen in den Entwicklungsländern". "Ich bin entsetzt! Wir hätten ein starkes rechtlich verbindliches Abkommen gebraucht. Herausgekommen ist aber überhaupt nichts, bis jetzt nicht einmal eine politische Erklärung. Es ist unverantwortlich, dass diese historische Chance nicht genutzt wurde und das Klima-Abkommen aufgrund wirtschaftlicher Interessen gescheitert ist", so der für Misereor zuständige Hamburger Erzbischof Werner Thissen.

Letztlich sei in Kopenhagen nichts erreicht worden, was auch nur annähernd die schlimmsten Folgen des Klimawandels aufhalten könne. "Die Ziele zur Verringerung der Treibhausgase waren schon zu Beginn der Konferenz völlig unzureichend und wurden zerredet. Die Staats- und Regierungschefs sind entgegen allen Erwartungen mit leeren Händen nach Kopenhagen gekommen. Das ist kurzsichtig und rücksichtslos. Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken, ist damit in weite Ferne gerückt", so der Bischof.

Nach Wegen aus der Blockade suchen
"Was mich so aufregt, ist, dass alle um die schlimmen Folgen wissen", so Thissen. Durch Dürren und steigende Temperaturen werde in weiten Teilen der Welt die Landwirtschaft zusammenbrechen. 600 Millionen Menschen würden so zusätzlich in den Hunger getrieben. "Dies ist kein aus der Luft gegriffenes Szenario, sondern Stand der Wissenschaft und somit bittere Realität. Mit dem niederschmetternden Ergebnis von Kopenhagen sehen ich immer weniger Möglichkeiten, dass diese furchtbaren Entwicklungen noch aufhalten werden können", erklärte der Erzbischof.

"Wir werden als Kirche und als international tätiges Hilfswerk weiterhin darauf drängen, dass ein rechtlich verbindliches Abkommen in den nächsten sechs Monaten erreicht wird. Als Christen müssen wir für unsere Mitmenschen in den Entwicklungsländern Gerechtigkeit fordern. Denn hier geht es um die Lebengrundlage von Millionen von Menschen, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind", erklärte er. Erzbischof Thissen resümierte: "Mir bleibt die Hoffnung, dass alle aus dem Scheitern von Kopenhagen lernen, und nach Wegen aus der Blockade suchen."