Zollitsch: Frauen stärker an Gottesdiensten beteiligen

Dialog in Stuttgart

Die Frage nach einer zeitgemäßen Gestaltung von Gottesdiensten hat im Mittelpunkt des dritten bundesweiten Dialogtreffens zur Zukunft der katholischen Kirche gestanden.

Erzbischof Zollitsch (DR)
Erzbischof Zollitsch / ( DR )

"Wir sollten deutlicher machen, dass das Volk Gottes aus Frauen und Männern besteht", sagte der Freiburger Erzbischof am Freitag in Stuttgart zum Auftakt eines zweitägigen Gesprächsforums zu Fragen des Gottesdienstes. Beteiligt sind daran 300 Teilnehmer aus allen 27 Diözesen, darunter 35 Mitglieder der Bischofskonferenz.

Der Forderung, Eucharistiefeiern künftig auch von Menschen ohne Priesterweihe leiten zu lassen, erteilte Zollitsch allerdings eine Absage: "Die Priesterweihe ist Voraussetzung für die Eucharistiefeier - dabei wird es auch bleiben." Doch sollte die Vielfalt gottesdienstlicher Veranstaltungen erweitert werden. Liturgie sei nicht der Rückzug in eine heile Welt, sondern ein Geschenk, durch das die Kirche immer reicher werde.

Zollitsch sprach in seiner Begrüßung von den verschiedenen Dimensionen der Liturgie: dazu zählte er, dem Heiligen zu begegnen, Gott zu verehren und so zum Liebesdienst befähigt zu werden. In Stuttgart gelte es auszuloten, welche liturgische Formen heute angeboten würden, welche Möglichkeiten Liturgie habe, um Aufbruch und Erneuerung des kirchlichen Lebens zu stärken, und wie Liturgie als Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen wahrgenommen werden könne.

Sorgen um sinkende Zahlen bei Gottesdienstteilnehmern

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, wünscht sich eine stärkere Beteiligung von Frauen an Gottesdiensten. Die Priesterweihe soll allerdings Voraussetzung für die Leitung einer Eucharistiefeier bleiben. Vor Journalisten zeigte sich Zollitsch besorgt über die Gottesdienstbesucherzahlen. In den vergangenen 50 Jahren habe es massive Einbrüche gegeben. Der Erzbischof sprach zugleich die Hoffnung aus, dass es gelingen könne, neu bewusst zu machen, was der Wert des Gottesdienstes sei und dass solche Feiern den Teilnehmenden beschenkten und nicht nur Pflicht seien.

Die Bischöfe hatten den auf fünf Jahre angelegten Gesprächsprozess 2010 ins Leben gerufen, um nach den Enthüllungen des Missbrauchsskandals Vertrauen zurückzugewinnen. Die vorhergehenden Foren fanden in Mannheim 2011 und in Hannover 2012 statt. Laut Zollitsch braucht dieser Prozess einen "langen Atem", weil viele Menschen auf diesem Weg mitgenommen werden müssten.

Es gehe in diesem Dialog nicht um das Fassen von Beschlüssen, sondern um das Sammeln von Erfahrungen aus den verschiedensten Bereichen der Kirche. An dem Treffen nehmen Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, kirchlicher Bewegungen und geistlicher Gemeinschaften, des Caritasverbandes, der Orden sowie der theologischen Fakultäten teil. Neben der Diskussion um Gottesdienstfragen soll eine erste Zwischenbilanz des bisherigen Gesprächsprozesses gezogen werden, in dem der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Frauenförderung und das kirchliche Arbeitsrecht kontroverse Themen sind.

Zollitsch sieht sich in seiner Dialoginitiative durch Papst Franziskus bestärkt. Der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires sei "ein Mann des Dialogs", und es gebe keinen anderen Weg als den des Gesprächs, sagte Zollitsch.

Ruhrbischof wirbt für Zulassung Geschiedener zum Abendmahl

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat sich in Stuttgart erneut für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zum Abendmahl ausgesprochen. Wer als gescheiterter Gläubiger wieder aufgestanden sei und mit geprüftem Herzen zur Kommunion gehe, dem könne die Gemeinschaft mit Gott nicht verweigert werden, sagte der Essener Bischof. "Die Kommunionbank ist weder ein Richtstuhl noch eine Disputierbank für Dogmatiker", betonte Overbeck.

Der Bischof warnte vor einem "Heilsindividualismus" in der katholischen Kirche, wo liturgisch korrekte Gottesdienste gefeiert, aber hilfsbedürftige Menschen übersehen würden. "Das ist schlicht unchristlich", sagte Overbeck. Auch solle in Gottesdiensten nicht mehr Wert auf die korrekte Form als auf den Inhalt gelegt werden.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betonte die "Berufung aller Getauften zur Teilhabe an der Sendung der Kirche". Er stellte die Frage, wie die Aufgaben in der Liturgie so verteilt werden könnten, dass die Teilhabe von Laien einen entsprechenden Ausdruck findet. Für Bode ist es keine Lösung, "dass ein einzelner Priester immer mehr Messen feiert". Bode plädierte dafür, eine lebendige Gottesdienstkultur zu entwickeln.

 


Quelle:
epd , KNA , DR