Zollitsch: Christliches Fundament Europas ist in Gefahr

Religiöse Gleichgültigkeit

Erzbischof Robert Zollitsch sieht das christliche Fundament Europas gefährdet. Es drohe aufgelöst und zerstört zu werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag bei einem Gottesdienst zum Karlsfest im Aachener Dom. Zunehmend werde eine Gesellschaft etabliert, "die immer mehr einem praktischen Agnostizismus und religiöser Gleichgültigkeit huldigt".

 (DR)

«Das Kreuz wird aus Klassenzimmern und öffentlichen Gebäuden verdrängt und verbannt; menschliches Leben wird zum Zellhaufen oder Kostenfaktor degradiert; allzu viele Politiker in Europa meinen, ohne Gott auskommen und entscheiden zu können», kritisierte Zollitsch. Wer Europa lediglich als geografische Größe und nur im Licht der Wirtschafts- und Währungsunion sehe, «leidet an geistiger Kurzsichtigkeit», betonte der Erzbischof.

Weiter sagte Zollitsch: «Weder Halloween noch der Christopher-Street-Day werden unsere Gesellschaft solidarischer und menschlicher machen.» Wer alles fördere, nur nicht Ehe und Familie, brauche sich über die demografische Entwicklung nicht zu wundern. Wo immer Freiheit mit Beliebigkeit verwechselt werde, das Lob Gottes verstumme und nur noch Wirtschaft und Karriere den Ton angäben, drohe ein «gesellschaftlicher Herzinfarkt». Dagegen gelte es, die christlichen Werte einzubringen und einen Mentalitätswandel herbeizuführen.

Die Kirche in Aachen feiert jedes Jahr im Januar ihren Ortsheiligen, Kaiser Karl den Großen (742-814). Der fränkische Herrscher legte im Jahr 800 den Grundstein zum Aachener Dom, der auch seine Grablege wurde. Seit der von Kaiser Friedrich Barbarossa betriebenen Heiligsprechung Karls im Jahr 1165 erinnert die Kirche in Aachen an seinen Todestag am 28. Januar 814.