Zisterziensermönche wollen Kloster Neuzelle wiederbesiedeln

"Zeichen des Aufbruchs"

Nach rund 200 Jahren ziehen voraussichtlich wieder Mönche ins brandenburgische Kloster Neuzelle ein. Die Zisterzienser des österreichischen Stifts Heiligenkreuz wollen die Anlage wiederbesiedeln.

Kloster Neuzelle / © Patrick Pleul (dpa)
Kloster Neuzelle / © Patrick Pleul ( dpa )

Das von Preußen 1817 verstaatlichte Kloster Neuzelle in Brandenburg soll durch Zisterziensermönche wiederbelebt werden. Das beschlossen die Ordensmänner am Donnerstag bei einer Versammlung ihres Konvents, wie die Abtei bekannt gab.

Sie folgen damit einer Einladung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt, auf dessen Bistumsgebiet die Klosteranlage liegt. Nach Angaben der öffentlich-rechtlichen Stiftung Stift Neuzelle, dem heutigen Eigentümer der Klosteranlage, ist jedoch noch unklar, wo die acht Mönche wohnen können, die von Heiligenkreuz nach Neuzelle kommen sollen.

Kloster als Ort des Auftankens

Laut eigenen Angaben will das Stift Heiligenkreuz die Gründung des Tochterklosters unverzüglich vorbereiten. Bis 2018 solle es mit dem Status eines Priorats errichtet werden, das mit Heiligenkreuz verbunden bleibt. Die Mönche sollten sich in Neuzelle in der Pfarr- und Wallfahrtseelsorge engagieren sowie weitere spirituelle Angebote machen. Neuzelle ist als nördlichstes Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa weitgehend erhalten. Die Klosteranlage südlich von Frankfurt an der Oder ist ein beliebtes Touristenziel.

Bischof Ipolt begrüßte die Entscheidung von Heiligenkreuz als "Zeichen des Aufbruchs" für das Bistum Görlitz und die Region. Er hoffe auf ein geistliches Zentrum, "das für viele Menschen eine Kraftquelle und ein Ort des Auftankens wird".

Der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim erklärte, dem Stift lägen Anfragen zu Neugründungen an mehreren Orten vor. Die Entscheidung sei für Neuzelle gefallen, weil dort "die fast 750-jährige zisterziensische Architektur und Kultivierung des Landes noch heute sichtbar ist". Zudem könnten der Kontakt zum nahen Polen und die alten schlesischen Wurzeln zeigen, "dass der christliche Glaube verbindet und nicht trennt". Vor der Wiederbesiedelung seien jedoch "noch viele vorbereitende Gespräche und weitere Klärungen" notwendig.

Aufwind für Kulturtourismus

Auch die Stiftung Stift Neuzelle begrüßt das Vorhaben. Wenn sich erneut Zisterziensermönche ansiedelten, könne dies "dem Kulturtourismus Rückenwind" geben, erklärte der Stiftungs-Direktor für Marketing und Kultur, Walter Ederer, auf Anfrage. Mit Angeboten wie "Kloster auf Zeit" könne es Neuzelle neue Besuchergruppen erschließen.

Nach dem Votum für eine Wiederbesiedelung werde die Stiftung nun prüfen, wo eine Mönchsgemeinschaft leben könne, erklärte Ederer. Die Zisterzienser bevorzugten das frühere Kanzleigebäude des Klosters.Dort sei derzeit jedoch die Kunst- und Musikschule des Gymnasiums untergebracht, das auf dem Klostergelände angesiedelt ist. Für die Musikschule müssten gegebenenfalls andere Räume gefunden werden.

Als weitere offene Frage nannte Ederer, ob öffentliche Mittel eingesetzt werden dürften, um das Kanzleigebäude für die Erfordernisse eines Konvents zu sanieren. Der Marketing-Chef bezifferte die Kosten auf bis zu fünf Millionen Euro.


Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Harald Oppitz (KNA)
Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA