Zieglers Gegenrede stößt als Buch auf starkes Interesse

"Die nicht gehaltene Festspielrede 2011"

Der globalisierungskritische Schweizer Soziologe Jean Ziegler hat nach seiner Ausladung als Redner bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele seinen Beitrag als Buch veröffentlicht. Bereits am ersten Verkaufstag am Montag stieß das Buch auf große Nachfrage. Ziegler spricht von Banken-Halunken" und "Spekulations-Banditen".

Autor/in:
Georg Etscheit
 (DR)

"Ich kann mich nicht an ein solches Echo auf unsere Veröffentlichungen erinnern", sagte der Salzburger Verleger Hannes Steiner (Ecowin-Verlag). In der 16-seitigen Broschüre "Der Aufstand des Gewissens - Die nicht gehaltene Festspielrede 2011" geht Ziegler, der ursprünglich die Eröffnungsansprache der Festspiele halten sollte, mit Banken und Konzernen hart ins Gericht.



Die "Banken-Halunken" und "Spekulations-Banditen" seien mitverantwortlich für den Hunger in Teilen der Welt, heißt es in dem Text. Die Milliardenbeträge, die zur Rettung ihres angeschlagenen Finanzsystems verwendet wurden, fehlten nun für die Welthungerhilfe. Anschließend hätten sie die Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen in "astronomische Höhen" getrieben und das Problem weiter verschärft. "Viele der Schönen und der Reichen, der Großbankiers und der Konzern-Mogule dieser Welt kommen in Salzburg zusammen", heißt es weiter. "Sie sind die Verursacher und die Herren dieser kannibalischen Weltordnung."



Ziegler vermutet Intervention von Großsponsoren

Ziegler war ursprünglich von der Salzburger Landeshauptfrau Gaby Burgstaller (SPÖ) für die Rede am Mittwoch in der Felsenreitschule angefragt worden. Wegen eines angeblichen Näheverhältnisses Zieglers zu dem libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi, das von ihm selbst heftig bestritten wird, wurde dann jedoch der frühere Chef der Stasi-Unterlagenbehörde und Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck eingeladen.



Ziegler selbst vermutet als Grund für die nicht erfolgte Einladung eine Intervention von Großsponsoren der Festspiele. "Als die Hauptsponsoren Nestlé, UBS und Credit Suisse hörten, dass ihre Großkunden 30 Minuten lang mir zuhören müssten, ohne aus dem Saal rennen zu können, war das für die eine Horrorvorstellung. Die haben dann so lange Druck ausgeübt, bis mich die Landeshauptfrau wieder ausgeladen hat", sagte Ziegler der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe).



Der Sprecher der Salzburger Landesregierung betonte auf Anfrage erneut, dass es keine solche Intervention gegeben habe. Ziegler sei auch nicht offiziell eingeladen, sondern nur angefragt gewesen. Eine Ausladung habe es deswegen nicht gegeben.