Zentralrat der Juden sieht "krasse Zäsur" seit Hamas-Angriff

"Kräfte sind entfesselt worden"

Der Geschäftsführers des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, sieht seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober das Zusammenleben in der Bundesrepublik verändert. Besonders für jüdische Schüler und Studenten.

Fassade des Leo-Baeck-Haus (m.), Sitz des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Jannis Chavakis (KNA)
Fassade des Leo-Baeck-Haus (m.), Sitz des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Jannis Chavakis ( KNA )

"Der 7. Oktober ist eine krasse Zäsur. Er hat unmittelbare Auswirkungen auf unser Zusammenleben hier", sagte der 40-Jährige am Mittwoch bei der Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration in Berlin.

Jüdische Studierende in Deutschland hätten inzwischen Angst, an die Universität zu gehen, weil sie dort Repressionen durch Kommilitonen ausgesetzt seien. Auch an Schulen würden jüdische Schülerinnen und Schüler tagtäglich bedroht, unterstrich Botman. Der Eurovision Song Contest in Schweden, bei dem eine 20-jährige israelische Künstlerin massiv bedroht worden sei, habe jüngst deutlich gemacht, wie dramatisch die Situation im Kunst- und Kulturbereich sei, so Botmann. "Viele Kräfte sind entfesselt worden."

Dramatische Situation

Daniel Botmann kam in Tel Aviv zur Welt. Doch bald nach seiner Geburt zog er mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder nach Deutschland, wo er in Trier aufwuchs. Er ist Rechtsanwalt und vielfältig engagiert, unter anderem in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit oder in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Zur Initiative kulturelle Integration unter Moderation des Deutschen Kulturrats gehören Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Medien, Sozialpartner, Länder und kommunale Spitzenverbände.

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA