Zentralrat der Juden: Frieden wertschätzen

Bewusstsein für ein kostbares Gut

Für viele jüngere Europäer ist es normal, dass sie nicht im Krieg, dafür aber in Freiheit leben können. Doch der Friede sei ein kostbares Gut und keinesfalls selbstverständlich, so der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, mahnt, Frieden als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. Das "Bewusstsein für das kostbare Gut Frieden ist uns nachfolgenden Generationen abhandengekommen", erklärte Schuster in einem Gastbeitrag der "Jüdischen Allgemeinen" am Donnerstag anlässlich des 60. Jahrestags der Römischen Verträge. Frieden sei für uns Normalität, weil wir es nicht anders kennen würden. Er betonte: "Auch in unserer Zeit ist dieser Frieden fragil. Das hat in jüngster Zeit am stärksten die Auseinandersetzung mit Russland gezeigt."

Zunehmende nationale Egoismen

Fragil ist der Frieden in Europa laut Schuster aber auch wegen des Auseinanderdriftens und der zunehmenden nationalen Egoismen. "Wir kritisieren den neuen US-Präsidenten wegen seiner Politik des 'America First'. Doch ist Brexit etwas anderes als 'Britain First'?", fragte er. Britische Juden mit deutschen Wurzeln bemühten sich verstärkt um deutsche Pässe, um EU-Bürger zu bleiben.

Nationalstaatliches Denken sei unter Juden nicht sehr verbreitet. "Nationalismus, wie die Rechtspopulisten ihn europaweit pflegen, registrieren wir sehr wachsam. Wir stehen für 'Europe First'", erklärte Schuster. Die Bürger Europas müssten jetzt kämpfen für die europäischen Werte. Denn das 21. Jahrhundert solle "ein Jahrhundert des Friedens sein in Europa".


Quelle:
epd