Zeitung: Türkische Offiziere planten Anschläge auf Christen

Verschwörung gegen Erdogan?

Eine Verschwörerzelle innerhalb der türkischen Armee hat einem Pressebericht zufolge Anschläge auf Mitglieder der nicht-muslimischen Minderheiten in der Türkei geplant. Gewalttaten gegen Christen und Juden sollten anschließend Anhängern der islamisch geprägten Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in die Schuhe geschoben werden, berichtet die unabhängige Tageszeitung "Taraf"

 (DR)

Das Blatt beruft sich auf von den Ermittlungsbehörden beschlagnahmte Pläne der 41 mutmaßlichen Verschwörer. Einige Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

Laut «Taraf» kamen die Unterlagen bereits im Frühjahr bei der Entdeckung illegaler Waffenlager in Istanbul ans Licht. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung und anonymen Briefen von Informanten innerhalb der Armee stellten Staatsanwälte damals unter anderem Schusswaffen, Plastiksprengstoff und Panzerfäuste sicher. Zugleich wurden einige Armeeangehörige festgenommen.

Attentate und Bombenanschläge
Der Zeitung zufolge planten die Verschwörer unter dem Codenamen «Käfig» unter anderem Attentate sowie Bombenanschläge auf Einrichtungen wie die armenische Wochenzeitung «Agos» und auf Ziele auf den sogenannten Prinzeninseln bei Istanbul, wo viele Christen und Juden leben. Zudem sollten prominente nicht-muslimische Künstler oder Unternehmer entführt werden. In der Öffentlichkeit sollten islamistische Gruppen als Täter hingestellt werden, um die AKP im In- und Ausland unter Druck zu setzen.

«Taraf», das für seine investigativen Beiträge bereits eine internationale Auszeichnung für Pressefreiheit erhielt, hatte bereits im Sommer über eine regierungsfeindliche Verschwörung innerhalb der Armee berichtet. Die Armee dementierte die Vorwürfe, die derzeit noch von der Staatsanwaltschaft untersucht werden. Viele Offiziere in der kemalistischen Armee betrachten Erdogan und die AKP als religiöse Fundamentalisten. Vor zwei Jahren hatte die Armee öffentlich mit einem Putsch gedroht.