Zeitung: Großzügiger Umgang mit Geldern - das Hilfswerk verteidigt sich

Schwere Vorwürfe gegen UNICEF

Schwere Vorwürfe gegen das Deutsche Komitee für UNICEF: Laut einem Medienbericht wurden über Jahre hinweg ungewöhnlich hohe Summen für Beraterverträge ausgegeben worden. Das Kinderhilfswerk verteidigt nun sich und seinen Umgang mit Spendengeldern.

 (DR)

"Sorgfältiger Umgang mit den anvertrauten Mitteln"
Nach einem Zeitungsbericht über die mögliche Verschwendung von Spendengeldern hat das deutsche UNICEF-Komitee seine Finanzpraktiken verteidigt. "UNICEF steht auch in Zukunft für einen sorgfältigen Umgang mit den anvertrauten Mitteln und eine effektive Hilfe für die Kinder in Not", heißt es in einer am Mittwoch in Köln verbreiteten Erklärung. Die Honorarsätze bei gelegentlich beauftragten Agenturen und freien Mitarbeitern lägen unter den Marktpreisen.

Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" (Mittwochsausgabe) zahlte UNICEF an Spendenwerber überzogene Honorare von mehreren hunderttausend Euro. So seien einem pensionierter UNICEF-Mitarbeiter für freiberufliche Spendenwerbung Tagessätze von 700 bis 850 Euro bewilligt worden. Einer anderen Honorarkraft seien zwölf Prozent der eingeworbenen Summe zugesagt worden. UNICEF erklärte dazu, der Verwaltungskostenanteil sei seit Jahrzehnten gering: "Dieser liegt bei Spenden immer unter 10 Prozent." Jedes Jahr habe eine unabhängige Prüfungsgesellschaft die Finanzen mit dem uneingeschränkten Prüfvermerk versehen.

Zugleich begründete der Verein, der das UN-Kinderhilfswerk unterstützt, den Umbau der Kölner Zentrale für rund 900.000 Euro als notwendig. Der Einsatz eines in Ruhestand gehenden Mitarbeiters als Koordinator sei wegen eines Krankheitsfalls erforderlich geworden.

Geschäftsführer verteidigt sich
Laut "Frankfurter Rundschau" erfolgte der Umbau ohne Beschluss des Vorstands. Dabei beruft sich die Zeitung auf interne Dokumente und die ehrenamtliche UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis. Für die Organisation der Bauarbeiten sei einem "freien Mitarbeiter" ein üppiges Honorar gezahlt worden. Der Zeitung gegenüber wies UNICEF-Geschäftsführer Dietrich Garlichs die Vorwürfe zurück.

Die SPD-Politikerin Simonis, die frühere Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, erfuhr laut Bericht durch ein anonymes Schreiben über die Vorgänge und rief den Vorstand bereits am 18. Juni zu einer Sondersitzung. Ende Juni sei Geschäftsführer Garlichs mit Auflagen entlastet worden, erklärte Simonis. Verträge hätten keine andere Wahl zugelassen. UNICEF gehört zu den großen Spendenorganisationen in Deutschland. Im vergangenen Jahr gingen 97,3 Millionen Euro an Spenden und durch den Verkauf von Grußkarten ein.

Spenden-Experte warnt vor vorschneller Verurteilung
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) warnt nach einem Medienbericht über eine mögliche Verschwendung von Spendengeldern bei UNICEF Deutschland vor einer vorschnellen Verurteilung. "Wir haben die Unterlagen von UNICEF für das Jahr 2006 vor wenigen Tagen geprüft und ihnen das Spendensiegel wieder zuerkannt", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke am Mittwoch in einem epd-Gespräch. Das Finanzmanagement sei seriös. Das DZI werde UNICEF im Zusammenhang mit dem Bericht aber um ergänzende Angaben bitten.

Das DZI prüft die Verwendung der Einnahmen uneigennütziger Organisationen in Deutschland und vergibt ein Spendensiegel. Wichtig für die Vergabe sei, dass nicht mehr als 35 Prozent der Einnahmen für Werbung und Verwaltung ausgegeben würden. "Bei UNICEF belaufen sich diese Kosten nach DZI-Maßstab auf zehn bis 20 Prozent", so Wilke.

UNICEF gehört mit Einnahmen von 97,3 Millionen Euro 2006 zu den größten Spendenorganisationen in Deutschland. Erfolgsabhängige Honorare für die Beschaffung von Mitteln sind Wilke zufolge nach DZI-Kriterien dann erlaubt, wenn die Spender darauf hingewiesen würden: "Aber das ist immer ein sensibles Thema, weil ein unangemessener Leistungsanreiz zu unseriöser Spendeneinwerbung führen kann." Insgesamt stellte Wilke deutschen Spendenorganisationen ein gutes Zeugnis aus. "Es darf nicht aus dem Blick geraten, dass weit über 90 Prozent der Spendenorganisationen seriös und kompetent arbeiten." Das wenige an Schindluder, das mit Spenden getrieben werde, verunsichere die Menschen aber überproportional.