Zehntausende nehmen in Ägypten Abschied vom Kopten-Papst

Trauer um Sheonuda III.

Die Kopten in Ägypten haben ihres verstorbenen Papstes Sheonuda III. gedacht. An einem Trauergottesdienst in Kairo nahmen Zehntausende Gläubige teil.

 (DR)

Geleitet wurde die Gedenkfeier den Angaben zufolge von Bischof Pachomius, der die päpstlichen Aufgaben vorübergehend übernommen habe. Der Leichnam Sheonudas III. wurde für den Gottesdienst aufgebahrt. Bereits in der Nacht hatten sich Zehntausende Kopten zum Gebet vor Schenudas Bischofskirche versammelt.



Nach Angaben staatlicher Medien soll der Leichnam Sheonudas III. bis zu seiner Beisetzung am Dienstag in der Abbasiya-Kathedrale aufgebahrt bleiben, damit die Gläubigen sich von ihm verabschieden können. Auf eigenen Wunsch werde Sheonuda anschließend im Wüstenkloster St. Bishoy im nordägyptischen Wadi Natrun beerdigt. Die Regierung gab den in staatlichen Institutionen beschäftigten Kopten drei Tage Sonderurlaub.



Katholische Kirche trauert

Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche war am Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Todesursache war zunächst unklar; der Patriarch habe jahrelang mit Leber- und Lungenproblemen zu kämpfen gehabt, so das ägyptische Fernsehen. Der "Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhles vom Heiligen Markus", so sein offizieller Titel, stand seit 1971 einer der ältesten und wichtigsten christlichen Kirchen mit weltweit rund zwölf Millionen Mitgliedern vor. Laut der Tradition war er der 117. Nachfolger des Evangelisten Markus.



Papst Benedikt XVI. und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kondolierten zum Tod des Kopten-Papstes. Die katholische Kirche vereine sich in Trauer und Gebet mit den koptischen Christen, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstagabend. Zollitsch sagte: "Der Brückenbauer der koptischen Christen ist von uns gegangen." Auch die islamische Gemeinschaft sprach von einem großen Verlust für das ägyptische Volk. Parteienvertreter, darunter auch die Partei der Muslimbrüder, würdigten die politische Umsicht des Verstorbenen.



Auch US-Präsident Barack Obama kondolierte laut Medienberichten. Der Patriarch sei ein "Anwalt für Toleranz und religiösen Dialog" gewesen und habe sich für die "Unterstützung des Friedens und der Zusammenarbeit" eingesetzt.



Die letzten Amtsjahre Shenoudas III. waren von wiederholten gewaltsamen Übergriffen auf die christliche Minderheit überschattet. Unter anderem starben zu Silvester 2010/2011 vor einer Kirche in Alexandria 23 Menschen bei einem Bombenattentat. Nach dem Sturz von Staatspräsident Hosni Mubarak im "Arabischen Frühling" nahmen Anschläge auf Kirchen und christliche Einrichtungen zu. Im Oktober wurden in Kairo bei Zusammenstößen zwischen Muslimen und Kopten 26 Menschen getötet und rund 100 verletzt. Sheonuda III. bemühte sich um einen Kurs politischer Zurückhaltung und warnte vor allem die christliche Jugend vor einer Radikalisierung.



Zwei Millionen Kopten seit 1952 ausgewandert

Sheonuda III. wurde am 3. August 1923 als Nasir Gayid Rafail in Abnoub in der oberägyptischen Provinz Assiut geboren. Nach Studien der Theologie, Geschichte und Archäologie trat er 1954 ins Kloster ein. Der damalige Kopten-Papst Kyrillos VI. ernannte ihn zu seinem Privatsekretär. 1962 folgte die Bischofsweihe. Am 31. Oktober 1971 wurde er als Sheonuda III. zum Oberhaupt der koptischen Kirche gewählt.



Seit der ägyptischen Revolution von 1952 sind fast zwei Millionen koptische Christen ausgewandert. Dadurch entstanden auch in Europa, Nordamerika und Australien koptische Gemeinden. Für sie baute der Patriarch reguläre Kirchenstrukturen auf. Auch dem kirchlichen Leben in Ägypten verlieh er starke neue Impulse.