Zehn Jahre Edith-Stein-Exerzitienhaus Siegburg

"Ein stiller Winkel bei Gott"

"Ein stiller Winkel bei Gott" – unter diesem Wort seiner Namenspatronin begeht das Edith-Stein-Exerzitienhaus auf dem Siegburger Michaelsberg sein zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass feiert Erzbischof Joachim Kardinal Meisner genau zehn Jahre nach der Eröffnung am Freitag eine heilige Messe in der Hauskapelle. Hören Sie hier den Kölner Kardinal mit einer Würdigung der Heiligen und ein Gespräch mit Pater Friedel Weiland, dem Leiter des Hauses.

 (DR)

Das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums Köln in der Nachbarschaft zur Benediktinerabtei auf dem Siegburger Michaelsberg ist im Erzbistum einzigartig. Das Haus mit 38 Zimmern und einem umfangreichen Programm ist ein Ort der Entspannung, des Innehaltens und Schweigens und vermittelt Einzelgästen und Gruppen spirituelle Erfahrungen und geistliche Erneuerung. Namensgeberin ist die heilige Karmelitin und Märtyrerin Teresia Benedicta a Cruce - Edith Stein.

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 als Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Breslau geboren. In ihrer Heimatstadt sowie in Göttingen und Freiburg studierte sie Philosophie, Germanistik, Geschichte und Psychologie. Am 1. Januar 1922 trat Edith Stein zum katholischen Glauben über. In den folgenden Jahren unterrichtete sie an der Mädchenschule des Speyerer Dominikanerinnenklosters. 1932 wurde sie als Dozentin an das
Deutsche Institut für Wissenschaftliche Pädagogik in Münster berufen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verlor sie ihre Stelle.

Im selben Jahr trat Edith Stein in Köln in den Karmeliter-Orden ein. Vier Jahre danach emigrierte sie nach Holland, später scheiterte ein Fluchtversuch in die Schweiz. 1942 wurden Edith und ihre Schwester Rosa Stein verhaftet; als Todestag im Konzentrationslager Auschwitz wird der 9. August 1942 angenommen.

Am 1. Mai 1987 sprach Papst Johannes Paul II. Edith Stein selig, 1998 wurde sie heiliggesprochen. Mittlerweile trägt sie den Ehrentitel der Patronin Europas. Zuletzt beschloss Bayern, sie mit einer Büste in die Ehrenhalle Walhalla berühmter Deutscher aufzunehmen.

Papst weiht Statue der Patronin Europas Edith Stein
Papst Benedikt XVI. weihte 2006 eine Statue der heiligen Edith Stein am Petersdom ein. Die rund fünfeinhalb Meter hohe Skulptur des Kölner Bildhauers Paul Nagel zeigt die von den Nationalsozialisten ermordete katholische Ordensfrau jüdischer Herkunft mit einer Tora-Rolle und einem Kreuz. An der Enthüllung und Segnung des Kunstwerks in einer Wandnische der vatikanischen Basilika nahmen unter anderem Delegationen der Edith-Stein-Gesellschaft und des Erzbistums Köln unter Leitung von Kardinal Joachim Meisner teil. Zugegen waren auch zahlreiche jüdische Religionsgelehrte.

Im Jahr 2003 hatte der Kölner Künstler den Auftrag erhalten, die Großplastik für den Petersdom zu schaffen. Die Figur wurde nach seinem Entwurf in acht Monaten aus einem 87 Tonnen schweren Rohling in den Marmorbrüchen von Carrara geschlagen.