ZdK-Präsident Glück nimmt den Papst in Schutz

"Sache der Bischöfe"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat Papst Benedikt XVI. vor Kritik in Schutz genommen. Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in Deutschland sei Sache der Bischöfe, betonte Glück gegenüber der "Passauer Neuen Presse".

 (DR)

Deshalb sei es nicht notwendig, dass sich der Papst einschalte, so Glück. Das Kirchenoberhaupt habe sich stets klar und eindeutig zum Thema Kindesmissbrauch durch Geistliche geäußert.

Keinen zusätzlichen Klärungsbedarf sieht Glück auch in dem am Freitag bekanntgewordenen Fall in der Erzdiözese München-Freising. In der Amtszeit von Joseph Ratzinger als Erzbischof (1977 bis 1982) war ein wegen Kindsmissbrauch vorbelasteter Priester erneut in der Gemeindeseelsorge eingesetzt worden. Der damalige Generalvikar Gerhard Gruber hatte nach eigenen Worten dies ohne Abstimmung mit Ratzinger entschieden, was er heute als «schweren Fehler» bedauert.

Vertrauensverlust Thema für ZdK
Glück kündigte an, das ZdK werde sich bei seiner Vollversammlung am 17. April in München mit dem dramatischen Vertrauensverlust der Kirche beschäftigen. Es werde vieler Anstrengungen bedürfen, Vertrauen zurückzugewinnen. Das Gebot der Stunde laute aber, alle Fälle schonungslos aufzuklären. Die Opfer hätten im Mittelpunkt zu stehen. Hier sieht der ZdK-Präsident einen Paradigmenwechsel. In der Vergangenheit habe es viele Versuche gegeben, Missbrauchsfälle zu verschweigen. Auch die Leitlinien der Bischofskonferenz müssten präzisiert werden.

Für die Opfer sollte nach Ansicht des ZdK-Präsidenten ein umfassendes Paket geschnürt werden. Sie benötigten in unterschiedlicher Weise Hilfe und Begleitung. Auch die Frage der finanziellen Entschädigung müsse geklärt werden.

Frage des Pflichtszölibat
Zugleich wies Glück die Behauptung zurück, Hauptursache sexuellen Missbrauchs durch Priester sei der Zölibat. «Dieser Meinung bin ich ausdrücklich nicht.» In anderen gesellschaftlichen Bereichen, wo der Zölibat keine Rolle spiele, seien die Probleme schließlich nicht geringer. Das Thema werde aber bleiben, weil über Antworten auf den Priestermangel nachgedacht werden müsse. Er nehme deshalb erfreut zur Kenntnis, dass immer mehr Bischöfe aus dem Ausland, aber auch aus Deutschland fragten, ob es beim Pflichtzölibat bleiben solle oder nicht.