ZDF-Chefredakteur: Kein breiter Vertrauensverlust der Medien

"Das weise ich scharf von mir"

Peter Frey (Archiv, 2015) / © Harald Oppitz (KNA)
Peter Frey (Archiv, 2015) / © Harald Oppitz ( KNA )

ZDF-Chefredakteur Peter Frey sieht die Medien nicht in einer grundlegenden Vertrauenskrise. "Ich glaube, dass es keinen durchgängigen Vertrauensabriss in der Bevölkerung gibt", sagte Frey am Freitagabend im sächsischen Schmochtitz. Dies zeigten auch Umfragen. Aber es entstehe durch "einige laute Stimmen" ein verzerrtes Bild, wenn sie behaupteten, dass die Medien nicht frei berichteten. "Das weise ich scharf von mir." Die Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands in Sachsen, Ine Dippmann, sagte: "Der Verdruss gegenüber den Medien kommt, glaube ich, auch daher, dass gerne mal der Bote der schlechten Nachrichten angezählt wird." Frey räumte zugleich ein, dass die Medien auch Fehler gemacht hätten, etwa bei der Berichterstattung über den Flüchtlingszuzug. Zudem sei die besondere Rolle der Ostdeutschen bei und seit der Wiedervereinigung "wahrscheinlich von uns nicht ausreichend in den Blick genommen worden". Dippmann verwies darauf, dass die Arbeitsverdichtung und der Zeitdruck bei Journalisten stark gestiegen seien. "Mit Twitter und Co. haben wir keine zeitversetzte Berichterstattung mehr, sondern kaum, dass etwas passiert ist, wird sofort Berichterstattung auf allen Kanälen gefordert", so die MDR-Hörfunkkorrespondentin. "Nicht immer gibt es da Verständnis, wenn etwa die öffentlich-rechtlichen Medien sich dann noch mal mehr Zeit nehmen, um Experten zu befinden und zu befragen." Die Sozialen Medien haben für Frey auch eine Korrektur-Funktion mit Blick auf den Journalismus: "Fehler werden heute viel schneller entdeckt und öffentlich als früher. Früher sagte man bei einem Fehler im Fernsehen: Das versendet sich - das ist heute nicht mehr so, und das ist gut." Es führe dazu, dass man "nichts mehr unter den Teppich kehren kann". Bei den Redaktionen habe es diesbezüglich einen Lernprozess gegeben. So würden beim ZDF einmal pro Woche die Fehler der vergangenen sieben Tage diskutiert und anschließend im Internet auf "heute.de" in der Rubrik "Korrekturen" veröffentlicht. Vorbild für diese Initiative sei die "New York Times". Frey und Dippmann äußerten sich beim lokal wandernden "SachsenSofa" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, auf dem dieses Mal das Thema "Wie frei berichten unsere Medien?" diskutiert wurde. (KNA, 17.5.2019)