Zahlreiche Aussteller, Verlage und Autoren locken wieder nach Frankfurt am Main

Größte Buchmesse aller Zeiten

Mit einem Lob auf Indien von Außenminister Frank-Walter Steinmeier wurde am Dienstagabend die 58. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Bei der weltweit größten Messe dieser Art besteht in mit 7272 Ausstellungen aus 113 Ländern in diesem Jahr eine größere Beteiligung als je zuvor.

 (DR)

Mit einem Lob auf Indien von Außenminister Frank-Walter Steinmeier wurde am Dienstagabend die 58. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Bei der weltweit größten Messe dieser Art besteht in mit 7272 Ausstellungen aus 113 Ländern in diesem Jahr eine größere Beteiligung als je zuvor. Besonders auffällig ist, dass aus Deutschland besonders viele kleine und mittlere Verlage einen Messeauftritt gebucht haben. Nach längerer Zeit wieder bei der Frankfurter Buchmesse vertreten sind Länder wie Aserbaidschan, Irak, Nepal oder Tansania. Besonders groß ist das Interesse aus Asien. Neben dem Gastland Indien haben vor allem Länder wie China, Thailand, Taiwan und Japan ihre Standflächen enorm vergrößert.

Kunst, Kultur und Küche
Gastland bei dieser Buchmesse ist Indien. Nach 1986 wird dem Subkontinent damit als erstem Land diese Ehre bereits zum zweiten Mal zu teil. Der Auftritt des Gastlandes umfasst Programm aus Literatur, Kunst, Musik, Film und Tanz. Rund 70 indische Autoren geben den Besuchern Einblicke in die literarische Welt des Subkontinents mit seinen offiziell 24 Amtssprachen. Zu diesen Sprachen zählen neben Hindi und Englisch vor allem Punjabi, Bangla, Marathi, Kannada, Urdu und Asamiya. Hinzu kommen über 120 Regionalsprachen und Dialekte. „Kunst, Kultur und Küche" ­- so umschreibt Indien seine umfangreiche Präsentation auf der Messe. Zwischen Tradition und Moderne gibt es für die Messebesucher Yoga zum Anschauen und Mitmachen, Tipps für die richtige Anwendung von Henna und zum Herstellen von Armreifen sowie ein Bühnenprogramm mit Tanz und Musik.

Das Land mit über einer Milliarde Einwohnern präsentiert sich dem Messepublikum auf 4000 Quadratmetern. 200 Verlage und 70 Autoren sind angereist, um die indische Literatur in Frankfurt bekannt zu machen. Diese Literatur ist eine der ältesten der Welt. Zu diesem Thema hat sich im domradio-Interview auch Peter Ripgen von der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Asien geäußert.

Was die Inhalte indischer Literatur betrifft, so müssen sich europäische Leserinnen und Leser von den Klischees, die sie mit Indien verbinden, verabschieden. „Zwar ist die Familie und die Nachbarschaft, in der jeder jeden kennt, immer noch ein wichtiges Thema unter den Autoren", sagt Sudeep Banerjee vom indischen Bildungsministerium. Autoren wie Altaf Tyrewala (Suhrkamp Verlag) erteilten den alten Klischees von Indien als dem Land der Götter, der Esoterik und der Transzendenz jedoch eine klare Absage. Als profiliertester der angereisten Autoren gilt Shashi Tharoo, dessen Werke in Deutschland im Insel Verlag erscheinen. Sein Buch „Bollywood" beleuchtet die eher dunklen Seiten der Glitzerwelt des Filmgeschäfts eines wenig talentierten Megastars.

Indien boomt
Frank-Walter Steinmeier würdigte das diesjährige Gastland als „eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt", mit der Deutschland auch eine immer enger werdende politische Beziehung pflege. In der Tat boomt Indien: In der Wirtschaft, der Kultur, der Unterhaltungsindustrie, und im Film. Die indischen Bollywood-Filme erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit, mit „Bharati" und demnächst „Bollywood" touren gleich zwei große Musicals durch Deutschland und indische Restaurants gehören zum Standard jeder größeren Stadt. Der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, dazu: „Es ist nicht mehr das von Hermann Hesse beschriebene Land, nicht mehr das Reiseziel von Hippies. Wir müssen Indien völlig neu entdecken." Wie die Autorin Britta Petersen Indien erlebt hat, schildert sie in ihrem Buch „Wo die Götter leben", in dem es hauptsächlich um religiöse Konflikte geht.

Doch Indien ist keineswegs das einzige Thema der Frankfurter Buchmesse. In anbetracht der Tatsache, dass über 800.000.000 Menschen weltweit können nicht lesen und schreiben können, ist in diesem Jahr das Programm „Zukunft Bildung" gestartet: Im Mittelpunkt stehen eine Trendkonferenz, der 1. Lehrerkongress der Buchmesse am Samstag und eine groß angelegte Alphabetisierungskampagne.

Preise und Auszeichnungen
Bereits am Montagabend wurde Katharina Hacker für ihren Roman „die Habenichtse" mit dem Deutschen Buchpreis für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres verliehen worden. Am Freitag wird der in Kanada lebende Regisseur Atom Egoyan mit dem Preis für die „Beste internationale Literaturverfilmung" ausgezeichnet. Der Film „Where The Truth Lies" basiert auch dem gleichnamigen Roman von Rupert Holmes.

Höhepunkt und Abschluss der Frankfurter Buchmesse ist auch in diesem Jahr wieder die Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels am Sonntag in der Paulskirche. Preisträger ist in diesem Jahr der Berliner Soziologe Wolf Lepenies.

Seit Mittwochmorgen ist die Frankfurter Buchmesse für das Fachpublikum geöffnet, zu dem unter anderen Lektoren, Bibliothekare, Übersetzer und Agenten zählen. Drei Tage lang bleibt die Messe den Fachbesuchern vorbehalten. Am Samstag und Sonntag können dann auch alle übrigen Interessierten auf das Gelände der weltgrößten Bücherschau. Die Messeleitung hofft, das Vorjahresergebnis von 280 000 Besuchern auch dieses Mal zu erreichen.