Würzburger Alt-Weihbischof Bauer entschuldigt sich für Prügel

Eine Entschuldigung

Der emeritierte Würzburger Weihbischof Helmut Bauer hat sich für Schläge gegen Schüler entschuldigt. "Dieses Vorgehen war falsch und tut mir leid", schreibt Bauer in einer Erklärung, die am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Würzburg verlesen wurde.

 (DR)

Der Beauftragte des Bistums für Opfer sexuellen Missbrauchs und Gewalt, Klaus Laubenthal, sagte, bei ihm hätten sich drei Betroffene gemeldet und gegen Bauer Vorwürfe erhoben. Ihren Angaben nach handelte es sich um Schläge, die «wohl auch mit damals gängigen Züchtigungsgegenständen» ausgeteilt wurden.

Konkret bezögen sich die Anschuldigungen auf die 1960er und die 1970er Jahre. Damals war Bauer als Direktor des Bischöflichen Studenseminars Kilianeum in Bad Königshofen sowie anschließend in gleicher Funktion bis 1983 im Bischöflichen Knabenseminar Kilianeum in Würzburg tätig. Der emeritierte Weihbischof selbst könne sich «mit bestem Wissen und Gewissen» nicht an konkrete Taten erinnern, schenke jedoch den Betroffenen Glaubwürdigkeit. Er zweifle nicht «an den Darstellungen der ehemaligen Schüler».

Körperliche Züchtigung angebracht
Als Erzieher sei Bauer in der damaligen Zeit der Meinung gewesen, eine «körperliche Züchtigung» sei als pädagogische Maßnahme in bestimmten Fällen angebracht. Trotz des üblichen Züchtigungsrechts hätte er als priesterlicher Internatsleiter «aus dem Geist des Evangeliums» solche Züchtigungen nicht durchführen dürfen, schreibt der Geistliche. Bei zwei Personen habe sich der Weihbischof schon entschuldigt und ihnen ein Treffen angeboten, sagte Laubenthal. Ein drittes Opfer, das dem Bistumsbeauftragten namentlich bekannt sei, wolle gegenüber dem ehemaligen Weihbischof anonym bleiben.

Der heute 77-jährige Bauer war von 1988 bis 2008 Weihbischof in Würzburg. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1957 arbeitete er zunächst als Kaplan in einer Schweinfurter Pfarrei. Danach folgten seine Tätigkeiten in den Bildungseinrichtungen der Diözese. 1983 ernannte ihn der damalige Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele zum Dompfarrer und Domkapitular.

Würzburger Missbrauchsbeauftragter legt Zwischenbilanz vor
Laubenthal legte am Donnerstag auch eine Zwischenbilanz seiner Arbeit vor. Mehr als 54 Meldungen über sexuellen Missbrauch und Gewalt sind in den vergangenen sechs Wochen bei der Diözese Würzburg eingegangen. 13 Fälle beziehen sich auf Orden, weitere auf andere Bistümer oder auch auf den nicht-kirchlichen Bereich.

Laut Laubenthal beschäftigt sich mit fünf Fällen, die die Diözese direkt beträfen, die Staatsanwaltschaft. Dabei beziehe sich einer auf einen bereits einschlägig verurteilten Priester sowie auf die Selbstanzeige eines Priesters, über die das Bistum am vergangenen Freitag die Öffentlichkeit informiert hatte.

Die meisten Meldungen zu Vorfällen bei Orden beziehen sich nach Angaben des Juristen auf ein Seminar des Augustinerordens in Münnerstadt. Mutmaßliche Opfer hätten von massiven physischen Misshandlungen berichtet, bei denen ein Sexualbezug nicht auszuschließen sei. In einer Anschuldigung sei auch von Schlägen auf nackte Geschlechtsteile die Rede. Zudem gebe es eine weitere Meldung bezüglich eines Franziskanerminoriten (76), die sich auf seine Zeit im Rheinland beziehe.

Der Bistumsbeauftragte berichtete, dass mehr als zwei Drittel der Betroffenen in den bereits ausgewerteten Vorgängen männlich gewesen seien. In fast 63 Prozent der Vorwürfe habe es sich um sexualbezogene Handlungen gehandelt. Ein Drittel der Fälle soll sich in den 1960er Jahren ereignet habe, weitere 20 Prozent in den 1950er. Aus den vergangenen zehn Jahren gebe es keine Meldungen.