So wird der Aschermittwoch in der Pandemie gefeiert

Wortwörtlich "Asche aufs Haupt"

Obwohl der Karneval in diesem Jahr etwas verhaltener ausgefallen ist, beginnt am Mittwoch die Fastenzeit. Die Corona-Pandemie verdrängt in diesem Jahr das traditionelle Aschenkreuz. Stattdessen lebt ein uralter Bußritus wieder auf. 

Symbolbild Aschermittwoch / © Vladyslav Trenikhin (shutterstock)
Symbolbild Aschermittwoch / © Vladyslav Trenikhin ( shutterstock )

DOMRADIO. DE: Funktioniert das Aschenkreuz auch ohne ausschweifenden Karneval?

Monsignore Robert Kleine (Kölner Dom- und Stadtdechant): Das Wichtige ist ja, dass der Aschermittwoch eine besondere Zeit einläutet, nämlich eine geprägte Zeit: die österliche Bußzeit oder, wie wir sie auch nennen, die Fastenzeit. Ostern hat genauso wie Weihnachten eine Vorbereitungszeit. Die liturgische Farbe ist Violett. Im Advent und in der Fastenzeit wird man ein bisschen stiller, ruhiger und kehrt um.

"Fastnacht" bedeutet ja: Bevor ich faste, bevor ich umkehre, da wird noch einmal gefeiert. Wie gefeiert wird, das steht nirgendwo. Ich glaube, dass die Leute diese Karnevalstage innerlich mit Freude, vielleicht ja auch mit ein bisschen Feiern verbracht haben. Dann beginnt jetzt diese Zeit - und am Ende strahlt dann schon das Osterfest auf. Aschermittwoch gibt es immer und damit immer auch eine Zeit davor: die Fastnacht oder der Fastelovend.

DOMRADIO. DE: Wie funktioniert das mit der Fastenzeit denn in der Pandemie?

Kleine: Manche Leute können das auch gar nicht hören, dass wir jetzt 40 Tage auf etwas verzichten müssen. Sehr viele verzichten schon seit einem Jahr auf alles Mögliche: auf Kontakte, auf persönliche Beziehungen, auf Umarmungen. Es sind berufliche Existenzen gefährdet. Ich glaube, dass wir die Fastenzeit diesmal nochmal nutzen sollten, um auch das Positive im Leben wahrzunehmen. Auf was kann ich mich verlassen? Natürlich auf Gott. Aber auch auf Menschen, die mir beistehen.

Wir können schauen, wie wir einander unterstützen und Mut machen können. Das würde ich als ein Ziel der Fastenzeit ansehen. Man kann auch auf Dinge verzichten, damit man merkt, dass es Dinge gibt, ohne die man leben kann - ob das jetzt die Zigarette ist oder das Handy, das man immer in der Hand hat.

Ich glaube, die Fastenzeit sollte jetzt positiver gesehen werden. Es ist eine Zeit, die man für sich und für andere sinnvoll nutzen kann.

DOMRADIO. DE: Diese Zeit beginnt am Aschermittwoch. Dieses Jahr ist aber auch da etwas anders, oder?

Kleine: Am Anfang steht immer das Aschenkreuz als ein Zeichen der Umkehr, der Vergänglichkeit und dafür, dass alles mal vorbei ist. Es werden die alten Palmzweige verbrannt - auch hier am Dom. Dann wird die fein geriebene Asche als Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Das Kreuz erinnert schon an Karfreitag und dahinter strahlt schon das Osterfest. Das Kreuz ist unser Erkennungszeichen als Christen.

Das werden wir in diesem Jahr nicht haben, denn dabei kommen wir mit der Haut der anderen in Kontakt. Deshalb hat der Vatikan eine Regel erlassen, wie Aschermittwoch in diesem Jahr überall auf der Welt gefeiert werden soll.

DOMRADIO. DE: Und was besagt diese Regel?

Kleine: Wir kennen ja den Spruch aus der alten Zeit der Bußriten in der frühen Kirche bis zum 13. Jahrhundert: Wenn einer etwas bereut, dann geht er in "Sack und Asche". Oder wir kennen die Redensart "Asche aufs Haupt streuen". Das war damals üblich, bis es das Aschenkreuz gab.

In diesem Jahr sind alle eingeladen, an Aschermittwoch in unsere Kirchen zu kommen. Sie bekommen dann nach dem Evangelium und der Ansprache ein bisschen Asche aufs Haupt gestreut. Also ein Ritus, in dem ich sage: Ja, ich weiß, ich bedarf auch ein bisschen der Umkehr oder nehme mein Leben neu in den Blick. Es ist nicht allzu viel Asche. Man kommt nach vorne, alle haben die FFP2-Masken an und dann wird, ohne etwas zu sagen in Stille ein bisschen Asche auf das Haupt gestreut. So kann man dann in die Fastenzeit hineingehen.

DOMRADIO. DE: Muss man sich vorher anmelden?

Kleine: In der Regel ist es so, dass wir zu den Gottesdiensten unsere Namen und unsere Telefonnummer hinterlassen müssen, um rückverfolgen zu können. Aber es gibt ja auch Gemeinden, wo man sich online anmelden kann. Das kann man hier im Dom tun, man kann aber auch so kommen und trägt sich dann einfach in die Liste ein. Dann wird der Gottesdienst gefeiert. In der Regel ist das eine Messe, es kann aber auch ein Wortgottesdienst sein. Am Ende geht man dann gestärkt in diese vor uns liegende österliche Bußzeit.

DOMRADIO. DE: Sie werden mit dabei sein im Dom, oder?

Kleine: Wir haben in unserem Dom die normalen Messzeiten und dann haben wir zusätzlich noch um 12 Uhr einen Wortgottesdienst, den ich feiern werde. Eine herzliche Einladung dazu. Den ganzen Tag über von 6.30 Uhr bis abends 18:30 Uhr gibt es Gottesdienste im Dom und natürlich in allen anderen Kirchen in unserem Bistum, in denen man in diesem Jahr zwar nicht das Aschenkreuz bekommt, aber trotzdem ein Zeichen: ein Symbol für das, was die Zeit bedeutet, die morgen beginnt.

Das Interview führte Heike Sicconi. 


Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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