Wort des Bischofs zur Flüchtlingshilfe

Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen! (Mt 25,35)

Es ist ihm ein Herzensanliegen: Rainer Maria Kardinal Woelki, hat die Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln ganz oben auf die Agenda gesetzt und in den ersten Wochen seiner Amtszeit schon viele Initiativen und Projekte auf den Weg gebracht.

 (DR)

 

Seine allererste Reise führte Papst Franziskus auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa. Der Besuch war ein vielbeachtetes Signal: Die Welt, so der flammende Appell des neuen Papstes, dürfe beim Thema Flüchtlinge nicht länger gleichgültig wegsehen!

Wenn heute, mehr als anderthalb Jahre später, immer noch direkt vor unseren Badestränden Tausende von Flüchtlingen im Mittelmeer qualvoll ertrinken, läuft etwas gewaltig schief in Europa. Und wenn die vielen Gestrandeten, die auf ihrer Flucht aus der Heimat alles verloren haben, bei uns alles andere als willkommen sind, stimmt etwas nicht in unserem gemeinsamen europäischen Haus.

"Wir können doch nicht die Probleme der ganzen Welt lösen!", "Das Boot ist voll", höre ich die ewigen Bedenkenträger sagen. Nein, da muss ich als Bischof energisch widersprechen. Solange bei uns Luxusautos in edlen Glaspalästen ausgestellt werden, haben wir längst nicht all unsere Möglichkeiten ausgeschöpft. Solange in hohen, wohltemperierten Empfangshallen der Bank- und Versicherungskathedralen noch schicke Designersofas auf Kundschaft warten, sollte sich doch für Flüchtlingsfamilien eine menschenwürdige Schlafgelegenheit finden lassen. Wir alle können wirklich noch mehr tun!

Mir macht es Mut, dass das in unserem Land immer mehr Menschen so sehen und bemüht sind, zu helfen, wo es nur geht. Immer öfter stelle ich inzwischen fest, dass nicht länger leere Stammtischparolen die gesellschaftliche Diskussion bestimmen, sondern engagierte Menschen helfen und den Flüchtlingen leerstehenden Wohnraum zur Verfügung stellen. Der Papst hat schon Recht! Gerade uns Christen darf das Schicksal der Notleidenden und Vertriebenen überhaupt nicht egal sein, denn das Jesuswort gilt damals wie heute. Es ist klar und deutlich: "Ich war fremd und obdachlos – und ihr habt mich aufgenommen."

Ihr Rainer Woelki, Erzbischof von Köln