Wort des Bischofs zum Neunundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis

Stirb einsam

In seinem Videoimpuls erinnert der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki an all die Kranken und Alten, die einsam sterben müssen. Keiner will das für sich selbst und jeder kann schon heute einem Sterbenden die Hand halten.

 (DR)

Struppi, Bello und Schnucki  - sie haben es gut. Sie werden liebevoll gepflegt und selbst auf ihrem letzten Weg finden sie liebevolle Begleiter. Tierfriedhöfe sind nämlich ganz groß in Mode. Rund vier Milliarden Euro werden für die geliebten Vierbeiner und sonstigen Haustiere Jahr für Jahr in Deutschland ausgegeben. Tierliebe kostet, klar. Und Deutschland ist ja auch kein armes Land und es gibt zweifelsohne unsinnigere Ausgaben. Auch dass sehr viele Haustiere, die für viele Menschen in unserem Land oft die treuesten Begleiter und die einzigen Ansprechpartner sind, nicht einfach in der Bio-Tonne entsorgt werden, das spricht für die Tierbesitzer. Ein respektvoller Umgang, auch mit toten Haustieren, wer wollte das nicht?

Aber nicht nur die vielen verrückten Auswüchse, wie zum Beispiel ein Tiersarg plus Bestattung für über tausend Euro, die es dabei gibt, machen mich stutzig. Wie kommt das eigentlich, dass wir teure Begräbnisse für unsere Haustiere organisieren, aber gleichzeitig in unserer Nachbarschaft Menschen völlig alleine sterben müssen? Warum finden sich in unseren Zeitungen immer mehr Todesanzeigen für Tiere, während in unseren Krankenhäusern und Altenheimen Jahr für Jahr immer mehr Menschen ohne Besuch bleiben und selbst im Tod ihnen keiner die Hand hält?

Es ist zutiefst unmenschlich, wenn wir das zukünftig nicht besser geregelt bekommen. Jeder, der von uns im Alter nicht allein sein möchte, kann schon heute was dafür tun und Kranke und Alte wenigstens einmal in der Woche besuchen. Jeder von uns, der nicht mutterseelenallein sterben möchte, kann schon heute die Hand eines Sterbenden halten. Unsere Altenheime und Hospize freuen sich über jede Form der Unterstützung.

Wer Alte und Kranke nicht allein lässt, wer Sterbenden die Hand hält, der ist übrigens dabei nicht allein. Christus ist an seiner Seite.

Ihr Rainer Woelki, Erzbischof von Köln