Wort des Bischofs

Der Geist ist nicht willig?

In seinem Wort des Bischofs beschäftigt sich der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki heute mit unser aller Vorsätze für das neue Jahr und die Schwierigkeit, sie auch auf Dauer umzusetzen.

 (DR)

Sofort mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken, sich überhaupt viel gesünder ernähren. Natürlich mehr Zeit für die schöne Dinge des Lebens finden und täglich Sport treiben sowieso …

Haben Sie sich auch etwas vorgenommen für das neue Jahr? Das neue Jahr 2015 ist erst wenige Tage alt und vermutlich haben viele von uns die guten Vorsätze für das neue Jahr schon wieder über den Haufen geworfen. Viele Fitness-Studios leben von 12-monatigen Jahresverträgen, aber spätestens nach den ersten zwei schweißtreibenden Monaten sind die regelmäßigen Zahlungen für den Jahresvertrag dann oft das Einzige, was noch wirklich läuft. Denn der Körper ist dann längst wieder in den bequemen Ruhemodus  zurückgefallen.

Woher kommt es, dass wir eigentlich oft unser Leben ändern und verbessern wollen, dann aber doch ganz schnell wieder in unserem gewohnten Alltagstrott landen? Der Geist ist willig, aber der Körper ist schwach, sagt der Volksmund. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ich glaube, dass wir in unserem Innersten oft doch gar nicht so recht wollen. Wir leben doch ganz gut in unserer Bequemlichkeit. So ist unser Geist oft mindestens genau so schwach wie unsere träge Körpermasse.

Wenn wenigstens wir Christen uns öfter mal aufraffen würden!!! Gerade wir dürfen doch darauf vertrauen, dass wir durch den Geist Gottes gestärkt werden. Der Geist Gottes verleiht Flügel – die frühen Christen wussten das schon: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern!“, so klingt es in den Psalmen.

Warum also nicht öfter mal auf die innere Stimme hören, auf den Geist Gottes, der uns stark machen und ermutigen kann. Das Schöne an unserem Glauben ist doch, dass wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott uns Beine macht, täglich neu. Aber voll Vertrauen darauf loslaufen, dass müssen wir schon selber!

Und um neu durchzustarten, ganz neu anzufangen, braucht jetzt niemand erst wieder bis zum nächsten Jahreswechsel warten – denn das Leben im Geist Gottes will nicht erst morgen oder übermorgen gelebt werden - sondern hier und jetzt! Also auf jetzt – Gott läuft an unserer Seite!

Ihr

Rainer Woelki

Erzbischof von Köln