Wort des Bischofs

Es sind die Armen, die besonders leiden!

Was für eine schreckliche Situation! Auf der einen Seite sehen viele durch die große Zahl der Impfungen einen Streifen Hoffnung am Horizont. Aber jedes Mal, wenn ich die weltweiten Bilder in den Nachrichten sehe, tut es mir weh, wie unendlich viel Leid in diese Welt gekommen ist. 

 (DR)

Bei uns überfüllte Intensivstationen. Menschen an Beatmungsgeräten. Aber in Indien?! Was das für die Menschen dort bedeuten muss? Kein Sauerstoff. Kein Krankenbett mehr frei. Und wenn ein armer Mensch in Indien schon von der Hand in den Mund lebt – wie soll er da in Quarantäne überleben?

Es sind einmal mehr die Armen, die besonders unter der Pandemie leiden müssen. Leider überall auf der Welt. Auch hier bei uns in Deutschland. Es sind die finanziell Schwachen, die unter weniger Schutz arbeiten müssen. Sie sind es, die sich besonders häufig infizieren, weil sie nicht im Homeoffice arbeiten können. Sie sind es, die durch Kurzarbeit ihr Dach überm Kopf nicht mehr finanzieren können. Sie sind es, die ihre Existenz verlieren. Und andere? Die können noch mehr Geld auf die Seite legen. So klafft die Schere zwischen Arm und Reich auch im Leid noch mehr auseinander.

Jedes Mal, wenn ich die Zahl der Infektionen steigen sehe, bete ich, dass die Pandemie bitte bald vorbei sein möge. Und ich bete, dass wir die Aufgabe, die danach kommen wird, bestehen können. Dass wir dann solidarisch bleiben. Ich hoffe zutiefst, dass die Solidarität mit den Schwachen, deretwegen wir im letzten Jahr zu Hause geblieben sind – dass die Solidarität mit den Schwachen, die uns ausgezeichnet hat, dass sie mit der Pandemie nicht endet. Wir alle sind geliebte Kinder Gottes. Wir müssen in und auch nach der Pandemie einander beistehen.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR