Wort des Bischofs

Christkönig in die Mitte

Eingeführt hatte es Papst Pius XI., um Christen zu stärken und ihnen Hoffnung und Zuversicht zu schenken. Heute ist das Christkönigsfest aktueller denn je, findet Kardinal Woelki - angesichts vielfach "gottloser Absichten" beim Lebensschutz oder der Flüchtlingshilfe.

 (DR)

Könige haben heute nicht mehr viel zu melden. Vor fast einhundert Jahren, als Papst Pius XI. das Christkönigsfest für die ganze Kirche einführte, da wollte er damit die Christen stärken. Er wollte ihnen Hoffnung und Zuversicht schenken und an Jesus Christus, den wahren König, erinnern. "Die meisten Menschen haben Jesus Christus aus ihrem persönlichen Lebenswandel und dem öffentlichen Leben verbannt!", so schrieb der besorgte Papst damals. Daran hat sich bis heute offensichtlich wenig geändert. Selbst wenn Kirchen bei uns noch in der Mitte unserer Städte und Dörfer stehen – die Botschaft Jesu, die gerät zunehmend in Vergessenheit. "Irrtümer und gottlose Absichten", so nannte das damals der Papst. Und die gibt es heute auch noch. Der konsequente Lebensschutz vom Beginn des Lebens an zum Beispiel wird bei uns in Deutschland mit über 100.000 Abtreibungen im Jahr offenbar ganz vergessen. Die tausenden Kinder in aller Welt, die Tag für Tag sterben, nur weil wir es nicht schaffen, die Güter unserer Erde gerecht zu verteilen, die sind auch vielfach völlig vergessen. Die Liste unseres Versagens und Vergessens, die ist lang. Und wenn wir heute Schutz suchende Menschen zigtausendfach vor unserer europäischen Haustür ertrinken lassen, muss man das auch völlig zu Recht eine "gottlose Absicht" nennen!

Damals wie heute ist es dringend notwendig, dass wir uns nicht an den selbsternannten Heilsbringern und Herrschern dieser Welt orientieren. Christus gehört konsequent in unsere Mitte. Er allein ist unser einziger König. Es stimmt schon: Das Reich Jesu ist nicht von dieser Welt. Aber wir alle sind hier und heute aufgerufen, mitzuwirken am Reich Gottes. Wo immer wir das Licht des Königs Jesus Christus aufleuchten lassen, da beginnt sein Reich, da wird unsere dunkle Welt hell. Wo Christus der König und Mittelpunkt unseres Lebens ist, da wird die Bitte des Vaterunsers, "Dein Reich komme!", schon hier und heute Wirklichkeit.

Ihnen und allen, denen Sie sich verbunden wissen, heute einen gesegneten Christkönigssonntag!

Ihr
Rainer Woelki

Erzbischof von Köln


Quelle:
DR