Vatikan plant Ethik-Leitfaden zu künstlicher Intelligenz

Workshop mit Experten und Unternehmern aus aller Welt

Der Vatikan will einen Ethik-Leitfaden zum Thema künstliche Intelligenz erarbeiten. Daher veranstaltet die Päpstliche Akademie für das Leben ab Mittwoch einen hochkarätig besetzten Workshop mit Hunderten Experten und Unternehmern aus aller Welt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )

Die Unterzeichnung des gemeinsamen Aufrufs, der nicht zuletzt die großen Technologiekonzerne für eine ethische Selbstverpflichtung gewinnen soll, ist für Freitag vorgesehen. Im Anschluss soll das Dokument mit dem Titel "Rome Call for AI Ethics" Papst Franziskus vorgelegt werden.

Heutzutage sei es möglich, mithilfe moderner Maschinen tief in das menschliche Leben einzugreifen, erläuterte Akademiepräsident Vincenzo Paglia am Dienstag die Motive für die Initiative. Das stelle auch die katholische Kirche vor neue Fragen und Herausforderungen, so der Kurienerzbischof. Digitale Innovationen berührten alle Aspekte des Lebens, auf persönlicher und sozialer Ebene. Diese "Zeitenwende" bringe auch Gefahren mit sich, warnte Kurienerzbischof Paglia. "Die Menschheit sei in der Lage, sich selbst zu zerstören. Darum halte er für bedenklich, wenn der Einsatz künstlicher Intelligenz ausschließlich von Konzernen, Sicherheitsorganen und Regierungen kontrolliert würde.

"Ethik der künstlichen Intelligenz"​

Ziel des Vatikan-Workshops sei "ein starker moralischer Impuls" für eine menschliche Gestaltung technischer Systeme. Der geplante Aufruf sei kein offizieller Text der Akademie, sondern werde in prägnanter Form einige Zeilen für eine "Ethik der künstlichen Intelligenz" anbieten. Zu den Erstunterzeichnern sollen am Freitag den Angaben zufolge auch Microsoft-Präsident Brad Smith und IBM-Vizepräsident John Kelly zählen.

Während des Workshops sollen der japanische Stammzellforscher und Nobelpreisträger Shin'ya Yamanaka sowie Italiens Ex-Bildungsminister Francesco Profumo die Hauptreferate halten. Aus Deutschland nimmt laut Programm der Sozial- und Medienethiker Alexander Filipovic teil, der auch als Sachverständiger der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz im Bundestag angehört.

Die Unterzeichnung des Ethik-Leitfadens sei nur der Anfang, kündigte Erzbischof Paglia an. In den nächsten Wochen und Monaten gehe es darum, weitere Organisationen, Unternehmen und Gruppen in die offene Initiative einzubinden. Gemeinsam wolle man der Gesellschaft eine mögliche Richtung für den künftigen Umgang mit künstlicher Intelligenz weisen.


Quelle:
KNA