Woelki: Jahrzehntelange schwere Fehler im Missbrauchsfall A.

"Der Einsatz von Pfarrer A. in der Seelsorge 1989 war ein schwerer Fehler"

Kardinal Woelki (dpa)
Kardinal Woelki / ( dpa )

Der Missbrauchsfall eines inzwischen 87-jährigen Priesters sorgt für Aufsehen. Er war trotz Verurteilungen in drei Bistümern als Seelsorger tätig, auch im Erzbistum Köln. Gegenüber DOMRADIO.DE erklärte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zu diesem aktuellen Fall:

"Der Einsatz von Pfarrer A. in der Seelsorge 1989 war ein schwerer Fehler. Aus heutiger Sicht ist klar: Es ist nicht auf die warnenden Stimmen gehört worden, die eine enge Kontrolle von Pfarrer A. gefordert haben. Es ist verheimlicht worden, als die verantwortlichen Pastoralen Dienste im damaligen Dekanat Lövenich nicht ausreichend informiert wurden. Und es ist nicht bestraft worden, als der Kurs der Suspendierung aus vollkommen unerklärlichen Gründen aufgegeben wurde", so der Kölner Erzbischof gegenüber DOMRADIO.DE.

"Das sind einige der traurigen und schmerzhaften Beispiele für die Versäumnisse im Umgang mit Pfarrer A. Als verantwortlicher Bischof habe ich den Sachverhalt untersuchen lassen und ein kirchenrechtliches Strafverfahren auf den Weg gebracht. Das Urteil ist gefällt, die Bestätigung durch die Glaubenskongregation in Rom steht noch aus", so Woelki weiter.

"Aber es geht mir nicht nur um die Konsequenzen für den Täter. Ohne dem Gutachten von Prof. Dr. Gercke vorzugreifen, muss jedem klar sein, dass der wiederholte Einsatz eines verurteilten Straftäters absolut unverantwortlich war. Der gesamte Umgang mit Pfarrer A ist eine jahrzehntelange Aneinanderreihung schwerer Fehler. Und dafür müssen Personen damals verantwortlich gewesen sein, die herausgefunden und benannt werden müssen. Ich habe Herrn Prof. Dr. Gercke, gerade im Rahmen der gebotenen Zurückhaltung gebeten, die Frage der Verantwortung insbesondere in diesem Fall zu klären", erklärt der Kölner Erzbischof.

Bereits im November 2019 hatte sich Kardinal Woelki in einem Interview bei DOMRADIO.DE zu dem Fall geäußert. Das Erzbistum Köln hat zu diesem Fall auch auf der Internetseite FAQs bereitgestellt. (DR/19.11.2020)