"Woche für das Leben" thematisiert Reproduktionsmedizin und Gentests

Erzbischof Becker warnt vor Designerbabys

Vor der am Wochenende beginnenden "Woche für das Leben" fordert der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker eine öffentliche Diskussion über Gentests bei Embryos und die Risiken von liberaleren Richtlinien in der Reproduktionsmedizin.

Künstliche Befruchtung / © Waltraud Grubitzsch (dpa)
Künstliche Befruchtung / © Waltraud Grubitzsch ( dpa )

Die Frage, wie weit der Mensch in dieser Hinsicht zu gehen bereit sei, werde immer dringlicher, erklärte Becker am Mittwoch in Paderborn. "Denn es geht um Grundlegendes: um unser Menschenbild und damit um die Zukunft der Kinder."

Jedes Kind müsse das Recht haben, vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet zu werden, sagte der Erzbischof mit Blick auf die diesjährige ökumenische "Woche für das Leben", die am Samstag eröffnet wird. Becker zeigte Verständnis für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.

Große ethische Bedenken

Doch reproduktive Möglichkeiten seien mit großen ethischen Bedenken verbunden, warnte der Oberhirte von rund 1,5 Millionen katholischen Christen. "Was auf der einen Seite dazu beiträgt, die Hoffnung auf ein eigenes Kind zu beflügeln, relativiert auf der anderen Seite oftmals grundlegende ethische Normen zum Schutz des menschlichen Lebens", erklärte der Erzbischof. Als Beispiele nannte er die Aussortierung gezeugter Embryonen, die weltweite Vermarktung von Eizell- und Samenspenden sowie Leihmutterschaft.

Hüppe: Leihmutterschaft ist Ausbeutung

Auch der frühere Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, äußerte sich skeptisch zur Leihmutterschaft, bei der eine Frau für andere Eltern ein Kind austrägt. In Deutschland ist das verboten. Hüppe lehnt eine Lockerung dieses Verbots ab. Es sei "völlig abstrus" zu glauben, dass es die sogenannte uneigennützige Leihmutterschaft gebe, sagte der CDU-Politiker der in Münster erscheinenden Bistumszeitung "Kirche+Leben" (Ausgabe 30. April).

Eine Leihmutterschaft geht seiner Ansicht nach mit der "Ausbeutung von Frauen vor allem in der Dritten Welt" einher. "Der Mutterleib wird gemietet, um sich ein Kind zu besorgen", sagte Hüppe. Die austragenden Frauen würden für wenig Geld ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen. "Sie werden lediglich als Brutkasten genutzt." Selbst in entwickelten Ländern wie den USA gebe es Knebelverträge, kritisierte der CDU-Politiker. Das habe mit Menschenwürde nichts zu tun. Er hoffe, dass es einen breiten Konsens von Kirchen, Frauenverbänden und anderen Institutionen gebe, die diese Form der Ausbeutung ablehnen.

"Woche für das Leben" vor dem Beginn

Die evangelische und die katholische Kirche eröffnen ihre diesjährige "Woche für das Leben" am Samstag mit einem ökumenischen Gottesdienst in Kassel. Die Aktionswoche befasst sich unter dem Leitwort "Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby" insbesondere mit den Möglichkeiten von reproduktionsmedizinischen Techniken und diagnostischen Verfahren. Die Aktionswoche ist eine gemeinsame Initiative von Deutscher Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bundesweite Veranstaltungen finden in diesem Jahr vom 29. April bis 6. Mai statt.


Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker (KNA)
Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker / ( KNA )

Hubert Hüppe (CDU-Bundestagsabgeordneter mit den Themenschwerpunkten Behindertenpolitik und Bioethik) / © Walter Wetzler (KNA)
Hubert Hüppe (CDU-Bundestagsabgeordneter mit den Themenschwerpunkten Behindertenpolitik und Bioethik) / © Walter Wetzler ( KNA )
Quelle:
epd