Morgenimpuls von Schwester Katharina

Wo ist mein Schwerpunkt im Tun und Lassen im neuen Jahr?

Im Zug hatte Schwester Katharina eine sehr bereichernde Begegnung. In ihrem Morgenimpuls erzählt sie, zu welchen neuen Gedanken sie das Gespräch angeregt hat.

Symbolbild: Menschen im Gespräch / © Antonio Guillem (shutterstock)
Symbolbild: Menschen im Gespräch / © Antonio Guillem ( shutterstock )

Eine der großen Talbrücken auf der A45 ist defekt und es gibt lange Staus. Also bin ich zu einem kurzen Heimatbesuch seit Langem mal wieder statt mit dem Auto mit der Bahn gefahren. Und es kam, wie ich es ehrlich gesagt erwartet habe. Kaum hatte ich in der ersten Bahn Platz genommen und es mir gemütlich gemacht für eine Stunde hat sich eine junge Frau mir gegenüber hingesetzt und mich gebeten, mir Fragen stellen zu dürfen. Und es wurde ein wunderbares Gespräch über Gott und die Welt, über Ängste und Zukunftssorgen, über Glauben oder doch eher Wissen, über Pläne fürs neue Jahr machen oder doch lieber abwarten, weil man ja doch nicht so genau weiß. Mir ist dabei das Wort von Ignatius von Loyola eingefallen, der einmal gesagt hat: "Handle so, als ob alles von dir abhinge, in dem Wissen aber, dass in Wirklichkeit alles von Gott abhängt". Und allein über diesen Satz haben wir uns ausgiebig ausgetauscht.

Es klingt ja schon wirklich paradox. Ich muss tun, als ob alles von mir und meinem Engagement abhängt und dabei im Wissen sein, dass letztlich alles von Gott abhängt. Es war im ziemlich voll besetzten Waggon ganz still und mir war ziemlich klar, dass einige Leute zugehört haben. Die junge Frau ist dann eine Station vor meiner ausgestiegen und hat sich sehr bedankt: "Sie haben mir sehr geholfen mit ihrem Rat". Das hat mich verblüfft, denn ich hatte ihr doch gar nichts geraten, sondern mit ihr Überlegungen ausgetauscht, die mir zu ihren Fragen gekommen waren.

Oft ahnen wir gar nicht, wie sehr ein einfaches Gespräch beim Gesprächspartner innere Türen öffnet und Erkenntnisse gewinnt, die schon in ihm ruhen und nur hervorgeholt werden müssen. Am wichtigsten ist es, zuzuhören und Herz und Seele und Hirn offen zu halten, damit es wirklich ein Austausch wird. Aber das Wort des Ignatius hat mich noch die ganze Fahrt über beschäftigt und ich bin der jungen Frau sehr dankbar, dass ich mich damit beschäftigen konnte, wo mein Schwerpunkt im Tun und Lassen, im Handeln und Erwarten, im Engagement und im Erhoffen liegt. Die Weisheit für dieses Jahr könnte darin liegen, dass Maß darin zu finden. Die Mitte, das Gute erwägen. Und man könnte jetzt auch sagen: Ohne die defekte Brücke auf der A45 hätte ich gar keinen Anlass gehabt, darüber so intensiv nachzudenken und in ein so tolles Gespräch zu kommen.

 

Quelle:
DR