Wirtschaftliche Bilanz des Weltjugendtages

Katzenjammer in Sydney

Für Papst Benedikt XVI. und zehntausende Jugendliche war der Weltjugendtag von Sydney in diesem Jahr ein goßer Erfolg. Für Wirtschaft und Tourismus im Land offenbar nicht: Der hier erhoffte Gewinn scheint auszubleiben.

 (DR)

Nach neuesten Zahlen des staatlichen Fremdenverkehrsamts "Tourism Australia" sind im WJT-Monat Juli nur 47.000 mehr internationale Touristen nach Australien gereist als im Vergleichsmonat des Vorjahrs. Das berichtet die Tageszeitung "Sydney Morning Herald" (SMH) am Mittwoch..

Die Zahl der internationalen WJT-Pilger wird mit 110.000 angegeben - 15.000 weniger, als von den Veranstaltern bisher mitgeteilt. Damit wären rein rechnerisch 63.000 weniger sonstige Touristen nach down under gereist als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.

Tourismusexperten sagten gegenüber dem SMH, die Zahlen ließen den Schluss zu, dass Zehntausende Touristen aus Angst vor dem Großereignis Weltjugendtag nicht nach Sydney gekommen seien. Auch die Zahl der australischen WJT-Touristen - Pilger wie Besucher - sei um 80.000 niedriger gewesen als die erwarteten 200.000.

Der WJT hat die Regierung 44 Millionen Euro gekostet
Die niedrigeren Pilger- und Touristenzahlen haben auch die von der Handelskammer Sydney prognostizierten Einnahmen von umgerechnet gut
117 Millionen Euro nicht Realität werden lassen, so das Blatt. Nur 21 Prozent der Pilger haben laut "Tourism Australia" für ihre Unterkunft während des sechstägigen Events bezahlt. Der Einzelhandel von Sydney klagt über Umsatzeinbrüche während des WJT.

Die Regierung von New South Wales (NSW) sowie die Handelskammer Sydney erklärten allerdings laut Zeitung, es seien keine detaillierten Untersuchungen über den wirtschaftlichen Nutzen des Events durchgeführt worden. Der WJT hat die Regierung von NSW umgerechnet 44 Millionen Euro gekostet. Eine Stellungnahme der WJT-Veranstalter zu diesen Zahlen liegt nicht vor.

Allerdings setzen die Tourismus-Experten auch auf langfristige Effekte des WJT: Eine Umfrage unter 4.000 Pilgern hatte ergeben, dass 80 Prozent der jungen Leute zum ersten Mal in Australien waren. Die Australier setzen nun darauf, dass manche der Besucher noch einmal für einen Arbeitsurlaub, als Rucksacktouristen oder später mit ihren Familien wiederkommen.