Gefahr für humanitäre Helfer weltweit gestiegen

Wird Helfen zum Risikofaktor?

Für humanitäre Helfer wird die Arbeit in Krisenregionen nach Einschätzung von Hilfsorganisationen immer gefährlicher und schwieriger. Das Risiko, Menschen in Not zu versorgen, erhöhe sich auch durch die Corona-Pandemie zunehmend.

Autor/in:
Denise Thomas
Warten auf Hilfslieferungen / © N.N. (CI)
Warten auf Hilfslieferungen / © N.N. ( CI )

Die Zahl der jährlich getöteten humanitären Helfer hat sich Caritas international zufolge seit den 1990er-Jahren verdreifacht. Im laufenden Jahr wurden weltweit bereits mehr als 50 humanitäre Helfer umgebracht, wie die Hilfsorganisation am Montag in Freiburg mitteilte. Helfer müssten zunehmend hohe Risiken eingehen, um Menschen in Not zu versorgen, erklärte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller. Er äußerte sich zum Welttag der humanitären Hilfe am Mittwoch.

Die gefährlichsten Länder für Helfer seien derzeit Syrien, Südsudan, die Demokratische Republik Kongo, Afghanistan und die Zentralafrikanische Republik, erklärte die katholische Hilfsorganisation. Zusätzlich zur Gefahr durch bewaffnete Konflikte komme noch die Corona-Pandemie. Außerdem stieg laut Caritas international die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen im vergangenen Jahr weltweit um 36 Millionen auf 168 Millionen an.

Gesundheitspersonal vermehrt Opfer von Gewalt

Am häufigsten von Übergriffen betroffen sind der Hilfsorganisation Care zufolge lokale humanitäre Helfer. Was nicht zuletzt daran liege, dass die Mehrheit der weltweiten humanitären Helfer Einheimische seien. Die Abteilungsleiterin Internationale Programme bei Care Deutschland, Pamela Orgeldinger, mahnte, dass Hilfsorganisationen nicht "zwischen überlebenswichtiger Hilfe und der Sicherheit ihrer Mitarbeiter" entscheiden sollen müssten.

Auch Gesundheitspersonal sei in den vergangenen Monaten im Einsatz gegen die Corona-Pandemie vermehrt Opfer von Gewalt geworden, erklärte das Deutsche Rote Kreuz. "Diese Menschen riskieren ihre eigene Gesundheit für uns alle. Sie dürfen nicht dafür bestraft werden, dass sie sich in solch einer herausfordernden Situation mit ganzer Kraft für andere Menschen einsetzen", forderte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt.

Ärzte und Krankenpfleger seien beispielsweise mit Bleichmittel übergossen und mit Steinen und Metallstangen geschlagen worden; außerdem sei ein tödlicher Angriff auf einen Krankenwagen im Covid-19-Einsatz bekannt, so das Deutsche Rote Kreuz. Insgesamt wurden laut der Hilfsorganisation zwischen Februar und August in mehr als 40 Ländern Afrikas, Asiens, Amerikas und des Mittleren Ostens insgesamt 611 Vorfälle in direktem Zusammenhang mit der Pandemie dokumentiert.

Welttag der humanitären Hilfe

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Wochenende in ihrem Videopodcast Angriffe auf humanitäre Helfer verurteilt. "Leider müssen wir immer wieder erleben, dass sie gezielt angegriffen und an ihrer wichtigen Arbeit gehindert werden." Den Helfern müsse der Schutz zukommen, der ihnen nach den Normen des Völkerrechts zustehe, so Merkel.

Der Welttag der humanitären Hilfe am 19. August würdigt jedes Jahr die Arbeit der Helfer weltweit. Er wurde als Reaktion auf den Terroranschlag auf das UN-Hauptquartier in der irakischen Hauptstadt Bagdad am 19. August 2003 ins Leben gerufen. Dabei starben 22 Menschen, darunter auch der damalige UN-Sonderbeauftragte für den Irak, Sergio Vieira de Mello.


Quelle:
KNA