Wie Benediktinerinnen in Schweden Synodalität leben

"Wir wollen gemeinsam suchen und teilen"

Am Vätternsee leben Benediktinerinnen, die einst zum Katholizismus konvertiert sind. Synodalität im Sinne des Papstes sei in Schweden bereits da, meint die Priorin und erzählt, warum das so ist und wie sie und ihre Mitschwestern leben. 

Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis (KNA)
Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind eine ganz besondere Benediktinerinnengemeinschaft. Sie und ihre Mitschwestern sind nämlich in den 1980er-Jahren von der evangelisch-lutherischen Kirche zum Katholizismus konvertiert. Warum? 

Sr. Katharina (Priorin des Benediktinerinnenklosters am Omberg, Schweden): Ja, das stimmt. Wir waren eine evangelische Gemeinschaft, die Marientöchter – hier in Schweden gegründet oder besser herangewachsen in den 1950er-Jahren.

Damals war es die Suche nach der Berufung und Sendung der Frau in Kirche und Gesellschaft, die unsere ersten Schwestern dazu brachte, eine Antwort in der christlichen Tradition zu suchen. Sie fanden diese Antwort in der Benedictusregel und ein gemeinsames Leben der Versöhnung und Liebe fing an zu wachsen.

Es war natürlich nicht einfach, das wissen wir ja. Aber es war ein neuer Weg in der evangelischen Kirche in den 1970er-Jahren. In vielen Häusern ist eine eigene Lebensregel entstanden und eine eigene Spiritualität hatte Gestalt angenommen. 

DOMRADIO.DE: Wie lebt es sich in der Diaspora als kleine Minderheit in Schweden? 

Sr. Katharina: Eine Minderheit zu sein, hat Vor und -Nachteile. Wir haben nicht so große Ressourcen, weder wirtschaftlich noch menschlich. Aber auf der anderen Seite gibt es viele persönliche Beziehungen, viel Laienverantwortung und sozusagen kurze Wege zum Bischof oder zueinander. Mehrere meinen, dass die Synodalität, die der Papst anstrebt, bei uns bereits ziemlich weitgehend verwirklicht ist. 

DOMRADIO.DE: Seit 1997 leben, beten und arbeiten Sie jetzt am Omberg. Was macht den Geist Ihres Hauses aus? 

Sr. Katharina: Oh, ich hoffe, dass man erfahren kann, dass der Friede Christi unter uns lebt und dass wir jeden Tag darum ringen, ihn zu verwirklichen. Von Maria, die ja sowohl Jungfrau als auch Mutter war, wollen wir lernen, das Leben zu unterstützen, ohne es zu besitzen oder beherrschen zu wollen. Ich hoffe, dass das eine gewisse Ausstrahlung gibt. 

DOMRADIO.DE: Die benediktinische Gastfreundschaft ist Ihnen ja auch sehr wichtig. Was wollen Sie Ihren Gästen geben oder mitgeben? 

Sr. Katharina: "Ein wahrer Mönch zeichnet sich dadurch aus, dass sie oder er wirklich Gott sucht", sagt Benedikt. Das ist es, was wir wollen: Teilen, was wir gefunden haben. Andere Menschen einbeziehen. Denn wenn wir Gott suchen, dann werden wir alle authentische Menschen in Freiheit im Sinne der Schöpfung sein können. Ich denke, gemeinsam suchen und teilen, das ist es, was wir wollen. 

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten schon lange mit dem Bonifatiuswerk zusammen. Das begeht seine Diaspora-Aktion unter dem Motto "Werde Liebesbote". Was bedeutet das für Sie persönlich? 

Sr. Katharina: Das ist ein schönes Motto "Werde Liebesbote". Es ist eine Einladung zu entdecken, wie unendlich wertvoll jeder Mensch in den Augen Gottes ist. Es beginnt ja damit, dass ich mich zum Leben und zur Liebe erwecken lasse. Man braucht nicht tausend Worte. Augen, die einen anlächeln, genügen. Ein Wort, ein Zeichen, das sagt: Ich sehe dich. Du bist nicht allein. Das ist es, was Gott zu jedem von uns sagt.

Und ich denke, so werden wir Werkzeuge für seine Liebe. Der Bote, der ein Geschenk - die Liebe - weiter schenken darf. Das ist eine große Herausforderung. Und das tun wir alle gerne. 

Das Interview führte Katharina Geiger.


Blick auf den See Vättern, mit Omberg im Hintergrund (shutterstock)
Blick auf den See Vättern, mit Omberg im Hintergrund / ( shutterstock )
Quelle:
DR
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