Morgenimpuls von Schwester Katharina

Wir sind Gott nicht egal oder gleichgültig

Justus ist mit seiner Familie aus Ägypten geflohen. In Deutschland können sie Weihnachten in Sicherheit feiern. Und während er sich auf Geschenke freut, denkt Schwester Katharina über Gottes unendliche Liebe nach.

Symbolbild: Weihnachtsbaum mit kleinen Geschenken / © Smiltena (shutterstock)
Symbolbild: Weihnachtsbaum mit kleinen Geschenken / © Smiltena ( shutterstock )

Justus hat schlechte Laune. Ich bringe ihn morgens mit dem Auto in die Schule, weil der Fußweg mit dem schweren Schulrucksack noch einfach zu weit ist. Meist ist er gut drauf, aber gestern wirklich nicht. Ich habe drei Versuche gebraucht, ehe er zumindest "Guten Morgen" sagen konnte. Dann habe ich tröstend erwähnt, dass es ja nur noch vier Schultage sind und dann ist schon der Heilige Abend. Das war dann genau der richtige Knopf, den ich gedrückt hatte. Begeistert hat er mir erzählt, dass sie in der Schule Geschenke für Mama und Papa gemacht haben und dass Mama versprochen hat, nicht in die Tasche zu gucken, wo die Geschenke drin sind. Und auf meine dumme Frage, was denn an Weihnachten das Tollste ist, kam ganz schnell: "Dass es Geschenke gibt und dass wir zusammen feiern und dass es ganz lange Ferien gibt!".

Die Familie ist aus Ägypten geflohen, als die Herrschaft der Muslimbrüder es koptischen Christen zur Lebensbedrohung machte, nicht muslimisch zu werden. Und hier in Deutschland haben sie Heimat und Arbeit und Wohnung und ihr Auskommen gefunden. Sie sind aus dem schönsten Land der Welt, wie sie selber sagen, geflohen, weil sie ihrem Glauben treu bleiben wollten. Und jetzt kann ihr Jüngster genau das freudige Erwarten, das schon in den alten Texten erwähnt wird, in sich tragen.

O König aller Völker,
ihre Erwartung und Sehnsucht;
Schlussstein, der den Bau zusammenhält:
o komm und errette den Menschen,
den du aus Erde gebildet!

Bis heute warten wir auf diesen König aller Völker und Nationen, der zum Ende der Welt kommen wird. Und wir feiern die Erinnerung an seine Geburt mit Geschenken, mit einem Fest und mit Tagen der Erholung und der Ferien. Und mit der Vorfreude eines kleinen Jungen, der die Dimension dieses Festes noch nicht versteht, aber damit in der Realität vieler Menschen lebt, die noch nicht oder nicht mehr verstehen, dass ein Gott gefeiert wird, dem wir nicht egal oder gleichgültig sein sollten. Sondern uns unendlich und bis in den Tod liebt. Generation für Generation in allen Ländern und Sprachen.

 

Quelle:
DR