Katholische junge Gemeinde startet Bundeskonferenz

"Wir sind in einem schwierigen Spannungsfeld"

Auch die Katholische junge Gemeinde muss umdisponieren. Die Bundeskonferenz findet in diesem Jahr coronabedingt nur digital statt. Sprechen will man nicht nur über die Sexualmoral der Kirche, auch die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus.

Jugendlicher mit einem Kreuz in der Hand / © Doidam 10 (shutterstock)
Jugendlicher mit einem Kreuz in der Hand / © Doidam 10 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die digitale Bundeskonferenz der Katholischen jungen Gemeinde läuft von diesem Mittwoch bis Sonntag. Fünf Tage ein volles Programm mit einigen politischen Statements und Anträgen. Was genau steht da alles auf der Agenda?

Marc Eickelkamp (Aus der Bundesleitung der KjG): Wir haben natürlich in diesem wie in jedem Jahr unsere üblichen Beratungen dazu, was im Verband, in der Gesellschaft, in der Politik und Kirche passiert. In diesem Jahr soll es ganz besonders um verschiedene Fragestellungen aus dem Bereich der Kirche gehen. Zum einen die Absage der Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Da werden wir darüber sprechen, wie wir uns positionieren können für eine positivere Sexualmoral und wie wir zukünftig zum Beispiel auch über die Ehe für alle sprechen können. Welche Möglichkeiten gibt es? Wie kommen wir da vielleicht zukünftig hin?

Zum anderen wollen wir aber auch über Politik sprechen. Die Bundestagswahl steht an und wir wollen klarmachen, was die Anforderungen junger Menschen sind. Wie kann man demokratische Teilhabe ermöglichen und wie positionieren wir uns eben auch gegen antidemokratische Tendenzen?

DOMRADIO.DE: Die KjG setzt sich für eine bunte, diverse Gesellschaft ein. Dazu gibt es den Antrag "Segen schenken, Sexualmoral überdenken". Wie sehen Sie denn da die aktuellen Entwicklungen in der Kirche, aber eben auch in der Gesellschaft?

Eickelkamp: Wir sind in einem schwierigen Spannungsfeld. Wir haben natürlich an vielen Stellen sehr positiven Zuspruch für junge Menschen und ihre Liebe. Wir vertreten die Position, dass Liebe nicht Sünde sein kann und würden erst einmal allen Menschen, die Segen suchen, diesen auch zusprechen.

Aber wir sehen auch diese Differenzen und Spannungen in der Gesellschaft. Gerade wenn wir jetzt zum Beispiel in den Bericht von Vielgeschlechtlichkeit schauen. Da äußern sich Politiker und Politikerinnen häufig auch abwertend oder abschätzig, gerade in Bezug auf die geschlechtergerechte Sprache. Da braucht es aus unserer Sicht schon ein konsequentes Handeln, damit wir allen Menschen die Rechte einräumen, die ihnen auch schlichtweg gehören.

DOMRADIO.DE: Ein wichtiges Thema ist auch die Inklusion. Alle sollen ihre Persönlichkeit entfalten können in Kirche und Gesellschaft, heißt es bei Ihnen. Das ist ja für viele aktuell eben nicht möglich. Wie sehen Sie das gerade?

Eickelkamp: Wir haben schon vor zwei Jahren einen starken Beschluss zu Inklusion und Engagement getroffen und wollen den nochmal mit konkreten Maßnahmen in unserem Verband unterfüttern. Wie können wir in unserem Verband konkret inklusiver werden? Da haben wir vor allem zwei Gruppen nochmal in den Blick genommen. Das sind einmal Menschen, die körperliche Einschränkungen haben, dem wir entgegenkommen und sie gut in unsere Gemeinschaft integrieren wollen.

Auf der anderen Seite wollen wir nochmal stärker Menschen aus einkommensschwachen Familien in den Blick nehmen. Genau diese beiden Gruppen sehen wir in unserem Verband und das ist der erste Punkt, wo wir ansetzen müssen, bei uns selbst zu schauen, um dann mit gutem Vorbild in die Wirtschaft rauszugehen.

DOMRADIO.DE: Die Politik wird eine große Rolle spielen, die Bundestagswahl steht an. Nun hat die AfD Alice Weidel und Tino Chrupalla als Spitzenkandidaten für die Wahl im September präsentiert. Die KjG will in diesen Tagen Haltung zeigen. "Wir wählen nicht die AfD" - das ist die Überschrift. Geben Sie denn auch eine Wahlempfehlung?

Eickelkamp: Ich gebe natürlich keine Wahlempfehlungen ab. Wir machen nur deutlich, dass wir uns für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft einsetzen wollen. Dementsprechend sind alle Parteien oder Positionen, die gegen das verstoßen oder gegen unser Grundsatzprogramm sind, wo eben solche Werte formuliert und vermittelt werden, für uns schlichtweg nicht wählbar.

Wir machen aber auch Jugendbildungsarbeit in Form der U18 Wahl. Dies beginnt jetzt bereits im Juni und soll im September den Finalschlag finden. Da machen wir deutlich, was überhaupt die Positionen der Parteien sind. Das machen wir aber gleichberechtigt, sodass junge Menschen sich selbst eine Meinung bilden können.

DOMRADIO.DE: Es gibt also viel zu tun in den kommenden fünf Tagen. Aber sie wollen nicht nur arbeiten, sie wollen auch ein kleines bisschen feiern: 50 Jahre KjG. Das wäre ja schon im letzten Jahr ein Grund gewesen, angemessen zu feiern. Das ging wegen Corona nicht so ganz. Sie wollen das in dieser Woche mit einer Show und einem Gottesdienst nachholen. Was machen Sie da? Und vor allem: Wie geht das digital?

Eickelkamp: Wir haben hier in Altenberg ein Studio aufgebaut und werden das dann mit schönen Accessoires und ein paar Erinnerungen aus den letzten 50 Jahren versehen. Wir haben Gäste eingeladen, die wir interviewen werden und haben hoffentlich einen netten Rahmen und Abend für die vielen Leute, die angemeldet sind und zuschauen möchten, gestaltet und hoffen, dass wir so ein bisschen den Geist des letzten Jahres, das leider der Corona Pandemie zum Opfer gefallen ist, nachholen und in die Wohnzimmer nach Hause streamen können.

Wir möchten so einen schönen Abschluss und einen guten Blick in die Zukunft haben, damit unser Verband noch lange währt.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR
Mehr zum Thema