Wie sieht der Wallfahrtsauftakt in Neviges in der Corona-Krise aus?

"Wir setzen in diesem Jahr ganz besonders auf die Einzelpilger"

Am ersten Mai ist traditionell der Beginn des Marien- und des Wallfahrtsmonats. Auch in Neviges ist Wallfahrtsauftakt. Wie der in Zeiten der Corona-Krise aussieht, erzählt der Kommissarische Wallfahrtsleiter, Pfarrer Daniel Schilling, im Interview.

Die Wallfahrtskirche "Maria, Königin des Friedens" in Neviges / © Peeradontax (shutterstock)
Die Wallfahrtskirche "Maria, Königin des Friedens" in Neviges / © Peeradontax ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Neviges, einziger Marienwallfahrtsort im Erzbistum Köln und die zweitgrößte Kirche nach dem Kölner Dom. 6000 Menschen passen da eigentlich rein. Und heute nun muss es zum Wallfahrtsauftakt wirklich ganz leer bleiben?

Pfarrer Daniel Schilling (Kommissarischer Wallfahrtsleiter in der Gemeinde "Maria, Königin des Friedens" in Neviges): Wir haben diese Messe noch als eine nicht öffentliche Messe angesetzt, weil wir einfach noch Zeit brauchen, um alles zu organisieren. Da ist noch zu prüfen: Wie viele Menschen können wirklich in Sicherheit im Dom sitzen – unter den Hygienevorschriften, die bestehen. Wir hoffen, dass wir zum zweiten Mai-Wochenende dann auch mit einer öffentlichen Messe beginnen können.

Deswegen sind wir heute noch nicht öffentlich versammelt. Aber ich habe die Mitglieder der Gremien des Pfarrgemeinderates und des Kirchenvorstandes eingeladen und auch ein paar Messdiener. Es werden zwar nur zwei Jahre den Messdienerdienst versehen, aber es werden doch ein paar in der Kirche anwesend sein, und die dürften bei den vielen Sitzplätzen dann im guten Abstand sitzen können.

DOMRADIO.DE: 2020 lautet das Wallfahrtsmotto: "Ich bin da, wo du bist." Wie setzen Sie das um?

Schilling: Der Nevigeser Wallfahrtsdom hat ja im Jahr 2018 sein 50. Jubiläum gefeiert. In diesem Jahr hatte Gottfried Böhm seinen hundertjährigen Geburtstag. Dieses ganz besondere Gebäude, diese Pilgerkirche, dieser Marktplatz, ist ja im Grunde genommen genau auf das hin ausgelegt. Gott möchte unter den Menschen wohnen, das Zelt Gottes unter den Menschen.

Ich bin da – wo du Mensch bist, bin ich mit meiner Liebe gegenwärtig. Das sollen die Menschen spüren, die zu uns kommen, die hier Zuflucht suchen, die hier Gottesdienste feiern, die hier auf das Vorbild Maria schauen und dann erfahren: Ich bin nicht allein. Vielleicht ist auch gerade das in dieser Zeit eine ganz wichtige Erfahrung.

DOMRADIO.DE: Normalerweise ist es ja so, dass sehr große Pilgergruppen von überall zu Besuch nach Neviges kommen im Mai. Ist es jetzt eigentlich alles abgesagt?

Schilling: Die großen Veranstaltungen sind abgesagt, weil da streckenweise wirklich mehrere tausend Personen nach Neviges kommen. Aber wir setzen dann in diesem Jahr ganz besonders auf die Einzelpilger. Wenn man mal im Wallfahrtsdom ist, dann sieht man, dass eigentlich immer und immer wieder Menschen kommen – alleine, zu zweit, in ganz kleinen Gruppen. Für die wollen wir in diesem Jahr ganz besonders da sein, und deswegen werden wir natürlich heute in der Eröffnungsmesse eine Wallfahrtskerze anzünden – eine sehr schöne Wallfahrtskerze, um dann den Leuten zu zeigen: Auch wenn ihr nicht in großen Gruppen seid, wir gehören zur großen Familie derer, die an Gott glauben.

DOMRADIO.DE: Mitte Januar sind die letzten Franziskanerbrüder mit einem Gottesdienst verabschiedet worden. In was für einem Zustand befindet sich denn eigentlich diese Gemeinde?

Schilling: In Neviges gibt es die Pfarrgemeinde und im Grunde genommen die Wallfahrtsgemeinde. Aber es gibt natürlich ganz viele Leute, die sowohl hier wie dort tätig sind. Alle sind natürlich sehr gespannt: Was passiert jetzt mit Neviges? Wird eine neue Gemeinschaft gefunden, die hier die Pfarr- und die Wallfahrtsseelsorge dann wieder aufnehmen wird? Da ist man guter Hoffnung – und ich glaube, es sieht auch ganz gut aus.

Insofern sind jetzt alle ganz gespannt: Wann werden wir was hören und welche Personen werden dann tatsächlich zu uns kommen, mit denen wir das Leben und den Glauben teilen können.

DOMRADIO.DE: Es gibt so viele Veranstaltungen, die jetzt abgesagt oder verschoben werden. Ist es eigentlich eine Überlegung, dass man den Wallfahrtsmonat Mai jetzt nach hinten verlegt – sagen wir mal in den August?

Schilling: Die Wallfahrtszeit beginnt mit dem Marienmonat Mai und endet mit dem Marienmonat Oktober. Insofern haben wir den Oktober ja dann nochmal als einen besonderen Monat, in dem die Muttergottes auch weiterhin im Mittelpunkt der Verkündigung steht. Und wir wissen aber ja alle auch noch nicht, wie es dann aussieht: Werden dann auch schon größere Menschenmengen in die Kirchen kommen können? Werden die Lockerungen noch weiter fortschreiten? Und inwieweit ist es dann vernünftig? Da müssen wir einfach schauen. Aber den Mai, der läuft dann Ende Mai ab, den kann man, glaube ich, so nicht einfach wiederholen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Daniel Schilling wird neuer Kreisdechant (Erzbistum Köln)
Quelle:
DR
Mehr zum Thema