Seehofer sagte gegenüber der "Augsburger Allgemeinen" (Wochenende), unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft werde man deshalb alles tun, hier einen deutlichen Schritt weiter zu kommen. Die Bedenken der Mitgliedsstaaten müssten ernst genommen werden. Aber man müsse sie auch daran erinnern, dass Europa mehr Solidarität und weniger Egoismus brauche.
Angesprochen auf den berühmten Satz "Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2015, meinte Seehofer: "Wir haben Ordnung geschaffen und gleichzeitig Humanität praktiziert." Die Situation sei heute aber anders als damals, als stellenweise Kontrollverluste zu erleben gewesen seien. Wer im Land sei, sei jetzt bekannt, auch die Zuwanderungszahlen seien wieder verkraftbar geworden.
Seehofer: Einreise ohne Asyl-Umweg ermöglichen
Um die Flüchtlingsfrage aber dauerhaft beherrschbar zu machen, müsse Europa gemeinsam mehrere Pfeiler stabil aufgebaut haben, betonte der Minister. So gelte es, die Herkunftsländer zu unterstützen, damit die Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive hätten. Zudem brauche es Vereinbarungen mit diesen Ländern, dass sie ihre Bürger nach einer Rückführung wieder aufnähmen. Notwendig seien weiter legale Wege der Zuwanderung nach Europa. Wenn jemand aus wirtschaftlichen Gründen kommen wolle und einen Arbeitsplatz nachweisen könne, müsse das auch ohne den Umweg über das Asylrecht möglich sein.
Seehofer verwies auf das in Deutschland geschaffene Fachkräfteeinwanderungsgesetz. So etwas könne er sich auch in Europa vorstellen. Zudem müsse bereits an der Außengrenze der Europäischen Union entschieden werden, ob jemand Aussicht auf einen Schutzstatus habe oder nicht. Damit würde auch der Anteil derer, die in Europa fair zu verteilen seien, im Vergleich zu heute deutlich geringer.