Mahnwache vor dem Kölner Dom für Opfer sexualisierter Gewalt

"Wir erkennen kleine Zeichen"

Um nach Veröffentlichung des Kölner Gutachtens ihre Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen, hatten unter anderem Frauenverbände zu einer Mahnwache vor dem Kölner Dom aufgerufen. Doch warum waren die Teilnehmer schwarz gekleidet?

Kölner Dom bei Nacht / © Lichtwerkstatt (shutterstock)
Kölner Dom bei Nacht / © Lichtwerkstatt ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie waren komplett in schwarz gekleidet auf der Mahnwache. Was möchten Sie ausdrücken damit?

Elisabeth Bungartz (Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd, im Erzbistum Köln): Wir möchten damit Betroffenheit und auch eine gewisse Form von Trauer ausdrücken, weil wir der Meinung sind, dass eben gerade den Betroffenen nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Also ihr Recht auch verwehrt wird. Und das wollen wir heute dann nochmal mit zum Ausdruck bringen und unterstützen.

DOMRADIO.DE: Der Donnerstag war ja ein ganz wichtiger Tag in dieser Woche, was die Aufklärung zu diesem Thema sexualisierte Gewalt im Erzbistum Köln angeht. Sind Sie denn zufrieden mit den Ergebnissen?

Bungartz: Ich denke, das ist ein erster Aufschlag. Das juristische Gutachten liegt jetzt vor und ich muss auch sagen, ich bin auch froh, dass es jetzt mal auf den Tisch gekommen ist nach diesem ganzen "Rumgeeiere", was uns in der letzten Zeit oder auch schon seit zwei Jahren beschäftigt. Aber damit ist ja natürlich noch gar nichts erreicht, nichts ausgesagt. Für mich geht es jetzt darum, moralische, ethische Verantwortung zu übernehmen. Das sehe ich jetzt mal als wichtig und den Betroffenen zu Recht zu verhelfen und auch entsprechende Entschädigungen diesen Menschen zu zahlen. Das sehe ich als sehr wichtig an, da gehört es noch nicht auf mit einem juristischen Gutachten.

DOMRADIO.DE: Jetzt hat es ja einige Suspendierungen und Rücktritte gegeben. Sind das für Sie denn schon deutliche, gute Zeichen?

Bungartz: Ich würde eher sagen kleine Zeichen. Ich glaube, da muss noch eine ganze Menge und noch viel mehr passieren. Es geht mir persönlich da auch nicht so unbedingt um diese Personen, um die Rücktritte. Sicherlich haben sie Schuld auf sich geladen. Aber ich glaube, dass da noch ganz viel mehr hinter steckt.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich ganz persönlich für die nächste Zeit in Bezug auf die Aufarbeitung?

Bungartz: Ich wünsche mir, dass die Rechte der Betroffenen noch mehr in den Blick genommen werden, mehr gestärkt werden und dass überhaupt eine Reform unserer Kirche dadurch in die Wege geleitet wird. Es müssen meiner Meinung nach Strukturveränderungen her. Klerikalismus muss abgebaut werden, dieses ganze hierarchische Machtsystem. Das ist für mich in Frage zu stellen und da Veränderungen jetzt im Zuge dessen herbeizuführen.

Das Interview führte Verena Tröster. 

Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln zählt zu den bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Mit rund 1,9 Millionen Katholiken hat es die meisten Mitglieder, gefolgt von Münster, Freiburg und Rottenburg-Stuttgart (je rund 1,8 Millionen). Das Vermögen liegt bei rund 3,8 Milliarden Euro. Damit liegt Köln auf Platz drei hinter Paderborn (7,15 Milliarden Euro) und München-Freising (6,1 Milliarden Euro).

Blick auf den Kölner Dom / © saiko3p (shutterstock)
Quelle:
DR
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