Wilmer gegen deutschen Alleingang bei Kirchen-Reformen

"Keine deutsche, sondern eine internationale Kirche"

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat sich im Reformprozess seiner Kirche gegen einen deutschen Alleingang ausgesprochen. Gleichzeitig forderte er eine Erneuerung der Strukturen, um Machtmissbrauch zu verhindern.

Autor/in:
Martina Schwager
Bischof Heiner Wilmer im Gespräch / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Heiner Wilmer im Gespräch / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wir haben einen universalen Anspruch und müssen auf jeden Fall vermeiden, dass es ein Pingpong-Spiel gibt zwischen dem Vatikan und den Katholikinnen und Katholiken in Deutschland. Das wäre fatal", sagte Wilmer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wie sind keine deutsche, sondern eine internationale Kirche."

Internationaler Diskurs über Reformvorschläge

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Notwendig sei ein echter internationaler Diskurs über die Reformvorschläge wie etwa die priesterliche Existenz, die Frage nach Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche oder die Fragen um Sexualität und Partnerschaft, sagte Wilmer. "Das sind aber eben nur Vorschläge, die diskutiert werden müssen." In der Vergangenheit hatte der Bischof sich bereits für eine offene Diskussion über die Reformvorschläge ausgesprochen. Auf der dritten Synodalversammlung des Reformprozesses "Synodaler Weg" diskutieren vom 3. bis 5. Februar in Frankfurt am Main rund 230 Teilnehmer, darunter 70 Bischöfe, die Reformvorschläge aller vier Synodalforen.

Vor der Hintergrund der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens forderte Wilmer darüber hinaus eine Erneuerung der Strukturen, so dass Machtmissbrauch verhindert werde. "Der Mensch mit seiner Würde und seinen Rechten muss im Mittelpunkt stehen." Verantwortungsträger müssten bereit sein, Macht abzugeben, Kontrolle zuzulassen und Rechenschaft abzulegen über ihre Arbeit wie auch über ihre Fehler. Zur Verhinderung sexualisierter Gewalt müsse ein Rahmen geschaffen werden, der Übergriffe rasch stoppe.

Bei Veränderungen Geduld gefragt

Wilmer betonte, er gehe fest davon aus, dass sich die katholische Kirche verändern werde. Angesichts der unterschiedlichen Positionen über das Tempo und die Art der Veränderungen sei aber auch Geduld gefragt. Das Argument, viele Gläubige hierzulande wendeten sich von der Kirche ab, weil ihnen der Reformprozess zu lange dauere, ließ er nicht gelten. Das sei ein klassisches Gegenargument bei allen Reformen: "Wir brauchen eine Mischung aus Verve und Geduld. Denn letztlich geht es nicht um die Rettung der Kirche, sondern um die Botschaft Gottes für die Welt."

Vergangene Woche hatte die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl ihr unabhängiges Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising in den Jahren von 1945 bis 2019 veröffentlicht. Marx hatte am Donnerstag Versäumnisse eingeräumt und eine engere Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Erzbistums angekündigt.

Quelle:
epd