Wiederaufbau Haitis nimmt Gestalt an

Hoffnung keimt

Fünf Wochen nach dem Erdbeben in Haiti nehmen die Planungen für den Wiederaufbau Gestalt an. Entwicklungsminister Dirk Niebel stockte am Donnerstag die deutsche Hilfe um weitere zwei Millionen Euro auf insgesamt 17 Millionen Euro auf. Damit sollen Notunterkünfte für Obdachlose gebaut werden.

 (DR)

Am 31. März findet eine Wiederaufbaukonferenz der UN in New York statt. Die UN-Agrarorganisation (FAO) zeigte sich am Donnerstag enttäuscht über die Spendenbereitschaft. Für die Landwirtschaft in Haiti seien 70 Millionen US-Dollar erforderlich, davon seien bislang aber nur acht Prozent eingegangen, beklagte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf in Rom. «Mit einer solchen Unterstützung kann der Wiederaufbau nicht gelingen.» Für die Aussaat im März werde bereits Saatgut verteilt.

Sarkozy vor Ort
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sagte Haiti 270 Millionen Euro zu. Sarkozy besuchte Haiti am Mittwoch (Ortszeit) als erster französischer Staatspräsident. Er kündigte den Erlass von 56 Millionen Euro Schulden zu. «Ich bin gekommen, um dem haitianischen Volk zu sagen, dass es nicht alleine ist», sagte er. Unter Anspielung auf die blutig erkämpfte Unabhängigkeit Haitis von Frankreich im Jahr
1804 sprach Sarkozy von «unerfreulichen Erinnerungen».

Haiti verpflichtete sich damals, an das ehemalige Mutterland eine Entschädigung zu zahlen, die heute einen Wert von 15 Milliarden Euro hätte und die Entwicklung des Karibikstaats sehr erschwerte.

Die Diakonie Katastrophenhilfe kündigte den Bau von Schulen, Gesundheitszentren, Einzelhäusern und Schutzbauten an. Das evangelische Hilfswerk, das bisher elf Millionen Euro Spenden erhielt, startet in der Erdbebenregion ein Arbeitsprogramm für 500 Familien. Dafür wurden Werkzeuge verteilt, die zur Räumung der Trümmer, aber auch zum Wiederaufbau eingesetzt werden können, wie Volker Gerdesmeier, der Leiter der Programmabteilung, nach seiner Rückkehr mitteilte.

Durch das Erdbeben vom 12. Januar starben mehr als 200.000 Menschen. Mehr als eine Million wurde obdachlos. Die Kosten für den Wiederaufbau werden auf bis zu 14 Milliarden Dollar geschätzt.

Baptisten wieder frei
Ein Gericht in Haiti setzte acht US-Baptisten, die des Kinderhandels verdächtigt wurden, nach fast drei Wochen Haft ohne Kaution auf freien Fuß. Nach Angaben von Anwälten müssen sie für etwaige Befragungen aber zurückkehren. Sie trafen in Miami ein. Die Leiterin der Gruppe, Laura Silsby, und ein weiteres Mitglied bleiben in Untersuchungshaft. Die Amerikaner hatten versucht, 33 vermeintliche Waisenkinder ohne Adoptionspapiere in die benachbarte Dominikanische Republik zu bringen.

Inzwischen stellte sich heraus, dass einige der Kinder von ihren Eltern freiwillig den Helfern übergeben wurden. Die Baptisten hatten versprochen, den Mädchen und Jungen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Ihr Anwalt Jorge Torres steht selbst unter dem Verdacht des Menschenhandels und der Zuhälterei. Nach Medienberichten wird er deshalb in El Salvador polizeilich gesucht. Er soll geflüchteten Frauen und Mädchen mit falschen Versprechen zur Prostitution gezwungen haben. In den USA wird Torres zudem wegen Finanzvergehen gesucht. Der Anwalt wies die Vorwürfe zurück. Er hatte den Baptisten in Haiti unentgeltlich Hilfe angeboten.