Wiederaufbau in Haiti kommt nur langsam voran

Kritik an Regierung Martelly

Der Wiederaufbau in Haiti kommt zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben weiter nur sehr langsam voran. Hilfswerke machen dafür die Politik, aber auch andere ausländische Organisationen verantwortlich.

 (DR)

So würden beispielsweise tausendfach Fertighäuser in das Land importiert, statt mit der Bevölkerung zusammen für Wohnraum zu sorgen, sagte der Haiti-Spezialist Hans Maier vom katholischen Hilfswerk Misereor dem epd. So würden die Menschen in die Abhängigkeit getrieben und zeigten keine Eigeninitiative mehr. Bei dem Erdbeben am 12. Januar 2010 kamen etwa 225.000 Menschen ums Leben.



Elke Leidel von der europäischen Katastrophenhilfe ECHO äußert sich optimistischer. Nachdem in den ersten chaotischen Monaten nach dem Erdbeben vernachlässigt worden sei, die lokale Bevölkerung einzubeziehen, seien die Menschen mittlerweile sehr aktiv am Wiederaufbau beteiligt. Ein gutes Zeugnis stellt Leidel auch dem haitianischen Staat aus: "Die Regierung ist handlungsfähig. Die Zusammenarbeit funktioniert immer besser." Das wird laut Leidel auch bald sichtbare Früchte tragen.



Andere Hilfsorganisationen kritisieren die Regierung des seit Mai amtierenden Michel Martelly scharf. Der Staat sei untätig, und Korruption und eine ausufernde Bürokratie erschwerten die Arbeit, sagte Hans Maier von Misereor. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, bemängelte, "die Hilfswerke müssen oft staatliche Aufgaben der Planung und Organisation mit übernehmen". Die Regierung habe den lange angekündigten Plan zum Wiederaufbau immer noch nicht vorgelegt, so dass vor allem der Bau privater Häuser nur sehr langsam vorankomme. Eine halbe Million Menschen leben noch in Zelten und unter Planen.