Zentral-Dombau-Verein zieht trotz Pandemie positive Jahresbilanz

Wie war 2020 für den Kölner Dom?

Das Corona-Jahr 2020 hat viele Mensschen in die Krise gestürzt. Nicht so den Kölner Dom. Der Zentral-Dombau-Verein - die älteste Bürgerinitiative der Welt - freut sich über gewachsenes Interesse in der Pandemie.

Blick auf den Südturm (Dombauhütte Köln)

DOMRADIO.DE: Mittwoch war der Dreikönigstag, eigentlich ein hoher Tag für die Kathedrale. Donnerstag wäre der Gottesdienst mit den Karnevalisten gewesen, an dem Sie als Senatspräsident der Ehrengarde bestimmt auch teilgenommen hätten. Gehen Sie derzeit in den Dom?

Michael Kreuzberg (Präsident des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln): Leider nein. Das Pandemiegeschehen lässt das leider nicht zu. Selbst als Nicht-Risikopatient ist es nicht ratsam, zu entsprechenden Treffen, Veranstaltungen oder Gottesdiensten zu gehen. Das ist nun zwar schon ein enormer Einschnitt in das persönliche religiöse Leben, aber die Gesundheit geht da eindeutig vor. Und ich bin allen Pfarreien dankbar, die das auch entsprechend konsequent so handhaben.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja jedes Jahr ein Jahrbuch Kölner Dom und einen Brief an alle Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins. In diesem Jahr hat es auch im Herbst einen Spezialbrief gegeben. Worum ging es da?

Kreuzberg: Anschreiben sind stets eine gute Gelegenheit, die Mitglieder über die Aktivitäten der Dombauhütte und das Zentral-Dombau-Vereins (ZDV) zu informieren.

Erstens: Die vorgesehene Unterstützung der Dombauhütte durch den ZDV in Höhe von 4,11 Millionen Euro konnte vollständig geleistet werden. Das sind alles Gelder aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden von Mitgliedern und Förderern, wozu auch Unternehmen oder Stiftungen gehören. Zweitens enthielt er dann natürlich Aufrufe zur Mitgliedschaft und zur Spendenbereitschaft für den Erhalt des Domes, damit der Dom uns bleibt.

DOMRADIO.DE: Wie viele Mitglieder hat der ZDV denn mittlerweile?

Kreuzberg: Wir haben - Stand Freitag - 17.882 Mitglieder.

DOMRADIO.DE: Hat denn der Lockdown Auswirkungen gehabt auf den Zentral-Dombau-Verein?

Kreuzberg: Ja, gerade in den Monaten März bis Juni genossen wir einen intensiven Austausch mit unseren Mitgliedern. Ausgebremst im normalen Alltag, ordneten viele nicht nur Heim und Garten, sondern auch ihre Unterlagen auf dem Schreibtisch. Beiträge wurden erhöht dankenswerterweise, SEPA-Mandate erteilt, ganz wichtig, damit es nicht vergessen wird im nächsten Jahr. Es wurden Patenschaften für den Nordturm abgeschlossen und bemerkenswert viele regelten auch ihre Erbschaften und ihren Nachlass – erfreulicherweise zugunsten des ZDV.

Das hat uns schon sehr überrascht und lässt uns auch sehr positiv in die Zukunft blicken. In den Sommermonaten Juli, August, September war es dann etwas ruhiger. Da gab es kaum Neuanmeldungen. Im Oktober und November zog es wieder, da kam eben dieser Herbstbrief und wir hatten Werbezeiten im (Kölner) Stadt-Anzeiger und in der (Kölner) Rundschau und konnten knapp 500 neue Mitgliedschaften generieren.

DOMRADIO.DE: Also das heißt, dieses Frühjahr, an dem die Müllkippen, weil alle den Keller entrümpelten, dichtmachen mussten und sich organisieren mussten – das war was, was Ihnen eigentlich gut getan hat?

Kreuzberg: Das hat gut getan. Es gab natürlich auch Aufräumen in die umgekehrte Richtung, aber letztlich ist es also sehr positiv.

DOMRADIO.DE: Die Aufgabe des Zentral-Dombau-Vereins ist ja die Förderung und Erhaltung des Kölner Doms, "damit der Dom uns bleibt" ist das Motto. Können Sie sagen, was jetzt im vergangenen Jahr der größte Erfolg war?

Kreuzberg: Sehr wichtig ist natürlich neben diesen erwähnten Erbschaften und Nachlässen unserer Patenschaftsprogramm. Hier können viele Projekte am Dom persönlich zertifiziert und dokumentiert in einer kleinen Fotomappe begleitet und persönlich verortet werden. Ob das Wasserspeier, Fialen, Skulpturen von klein bis groß sind. Dicke Brocken, um das mal so zu sagen, waren z.B. 13 Patenschaften am Nordturm im Wert von circa 80.000 Euro und eine Einzel-Patenschaft für ein Fenster in Höhe von 250.000 Euro.

DOMRADIO.DE: Es gibt einen Bereich "Studienreisen für Mitglieder und Freunde des ZDV". Gibt es trotz Pandemie im Moment Reiseplanungen?

Kreuzberg: Natürlich müssen wir die Pandemielage im Auge behalten. Wir sehen, wann die Impferfolge, auch die Anzahl der Neuinfektionen deutlich absenken werden. Immerhin konnten auch im letzten Jahr wenigstens drei Reisen mit Conti durchgeführt werden. Nach Island und Wismar ging es da und es gab eine Orgel-Reise. Wir hatten natürlich viel mehr geplant. Unter normalen Umständen werden die Reisen, die verbunden sind mit einer Spende für den ZDV, sehr gerne und gut wahrgenommen.

Wir werden einfach sehen, was dieses Jahr möglich sein wird. Zunächst einmal halte ich es für wichtig, die gewünschte und erhoffte Normalität in einem Angebot zu spiegeln. Das ist ein psychosozial wichtiger Faktor der auch der Psychohygiene dient in Zeiten großer Einschränkungen. Wir sind optimistisch, dass Reisen zustande kommen werden. Schon jetzt haben wir sehr viele Anfragen für die diesjährigen Reisen mit ihren namhaften Begleitungen.

DOMRADIO.DE: Was steht für Sie sonst noch an in 2021?

Kreuzberg: Natürlich würde der ZDV gerne wieder unter normaleren Umständen seine Messen mit dem Dompropst durchführen. Einmal die Messe für die Lebenden und Verstorbenen des ZDV sowie die Boisserée-Messe. Zudem plant der ZDV abhängig von den Pandemie-Beschränkungen einen Patentag für alle ZDV-Paten am Dom. Zudem schreitet das Patenschafts-Programm weiter zum Strebewerk auf der Südseite des Domes und auch einen speziellen Pfeiler für Spezialisten. Das ist der G11 neben der Südpforte mit wunderschönen Objekten für Paten.

In den kommenden Jahren wird die Restaurierung des Nordturmes an der Nord-Ost-Ecke fortgeführt werden. In diesem Jahr wird das Gerüst ja wohl abgenommen werden können und dann später an der Nord-Ost-Fassade wieder angebracht werden. Nach Abschluss dieser Arbeiten erfolgt dann die schrittweise Restaurierung des Südturmes. Wir sehen also: Es gibt noch genug zu tun. Und der Dom wird niemals fertig werden. Daher brauchen wir auch keine Angst haben, dass die Welt untergeht, wie wir in Köln ja sagen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Der Blick vom Nordturm (Dombauhütte Köln)
Quelle:
DR
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