Wie viel Religion steckt in der Elvis-Verehrung?

"King" oder "Gott"?

Vor 45 Jahren ist Elvis Presley gestorben. Bis heute "pilgern" Fans zu seinem Grab nach "Graceland". Steckt da schon Religion drin? Experten vergleichen die Verehrung mit einer Religion in der Entstehungsphase.

 Ein Archivfoto aus dem Jahr 1973 zeigt Elvis Presley bei einem Konzert auf der Bühne.  / © Anonymous (dpa)
Ein Archivfoto aus dem Jahr 1973 zeigt Elvis Presley bei einem Konzert auf der Bühne. / © Anonymous ( dpa )

Silvia Czapiewski ist Elvis-Expertin. Für ihre Diplomarbeit hat sie sich mit der Musik des "King" auseinandergesetzt. Sogar religiöse Dimensionen findet sie, besonders in der Verehrung des Musikers: "Man muss ganz klar sagen, es gibt eine religiöse Dimension in der Elvis-Verehrung. Ein bekannter Elvis-Imitator hat mal gesagt: 'In the beginning there was a word and the word was Elvis' am Anfang war ein Wort und dieses Wort war Elvis. Der ist dafür ganz klar der Blasphemie beschuldigt worden."

Silvia Czapiewski

"Am Anfang war ein Wort und dieses Wort war Elvis."

Das war damals ja auch noch ungewöhnlich. Der Urheber des Zitates, Imitator Dave Carlson, machte den King schon nach, als Elvis noch lebte. Nach seinem Ableben wurde der Superstar aus den Südstaaten aber endgültig zur Ikone.

Silvia Czapiewski hat über Elvis geforscht und Anhaltspunkte dafür gefunden, dass er bei einigen mittlerweile auch zum höheren Wesen verklärt wird: "Fans sprechen Elvis spirituelle und sogar heilende Kräfte zu. Es hat sogar Wunderheilungen gegeben, sagt man. Dann bewahren Elvis-Fans die Platten und die CDs teilweise getrennt von anderen Platten auf. Und so wie die Christen ein Kruzifix tragen, so tragen die Elvis-Anhänger Schmuck mit dem Elvis-Logo. Und wenn sie diesen Schmuck ablegen müssen, zum Beispiel im Krankenhaus, dann sagen sie 'Oh Gott, diese schützende Hand von Elvis, die wacht nicht mehr über mir'".

Die Hand von Elvis vielleicht nicht, die Magie von Elvis aber hat Silvia Czapiewski seit Kindertagen verspürt. So stark, dass die Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin ihre Magisterarbeit über den King geschrieben hat. "Es muss ein Thema sein, was mich mindestens ein halbes Jahr, vielleicht sogar ein Jahr an den Schreibtisch fesselt. Und da ich jetzt seit ich Teenie bin, Elvis-Fan bin, habe ich gedacht: Das ist es, das werde ich machen. Und das ist ganz nett, du kannst zwischendurch am Schreibtisch sitzen, ein bisschen Elvis-Musik hören und es ist trotzdem was, was du gewissermaßen dann für die Wissenschaft tust."

Elvis und die Wissenschaft

Czapiewskis Beitrag zur Wissenschaft behandelt das Charismatische von Elvis Aaron Presley, die Ausstrahlung, die der junge Mann aus Mississippi zeitlebens besaß und die sich nach seinem Tod für manche noch steigerte - bis ins Religiöse.

Czapiewski: "Deshalb gibt es auch einen amerikanischen Theologie-Forscher, der sagt: Der Kult um Elvis ist im Prinzip so etwas wie Religion im Anfangsstadium. Immerhin gibt es im Internet auch bereits zwei Elvis-Kirchen. Die sollte man aber doch eher als Kunstform betrachten und nicht so ernst nehmen, weil Elvis natürlich sehr gottesfürchtig war. Er war religiös, ganz klar. Und deshalb sagen die Fans: Nur wer an Gott glaubt, kann Elvis wirklich verstehen, ihn wirklich verehren. Also die sehen das nicht so als Widerspruch."

Warum auch? Zu schön ist der Kult um den King. Eine große weltweite Gemeinschaft hat das gleiche Idol - und nicht zu unterschätzen - mag die gleiche Musik. Zentrale Gedenkstätte und weltweites Zentrum der Elvis-Verehrung, quasi der Vatikan der Elvisianer, ist natürlich Elvis' Heim und Grabstätte Graceland.

Auch Sylvia Czapiewski hat es besucht, dieses Santiago de Memphis, Tennessee. "Graceland ist ein Wallfahrtsort. Mittlerweile kommen jährlich 700.000 bis eine Million Besucher. Das heißt, nur das Weiße Haus in Amerika ist beliebter. Wenn es irgendwo so etwas wie einen Elvis-Geist, so eine Atmosphäre gibt, dann ist es wirklich Graceland. Das ist besonders am Grab, da herrscht eine andächtige Ruhe, ein gewisser Frieden. Da ist also schon sehr religiöse Dimension zu sehen."

Quelle:
DR