Wie viel Andacht steckt in Advents-Popmusik?

"Eine Art Türöffner"

Lieder wie "Driving Home for Christmas" oder "Last Christmas" sind schon im November omnipräsent. So schön sie sind, der Kölner Pfarrer und Karl-Josef Schurf warnt vor Inflation und Übersättigung. Er sieht aber auch positive Aspekte.

Vinylplatten mit weihnachtlicher Popmusik / © Ralf Liebhold (shutterstock)
Vinylplatten mit weihnachtlicher Popmusik / © Ralf Liebhold ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Steigert es Ihre Vorfreude auf Weihnachten, wenn Sie als katholischer Pfarrer mal wieder "Driving Home for Christmas" hören? 

Karl-Josef Schurf (Stellvertretender Kölner Stadtdechant und Pfarrer in St. Nikolaus, St. Karl Borromäus und St. Bruno): Es ist eine Inflation und damit auch eine gewisse Sättigung zu beobachten – und zwar deswegen, weil es schon ab November losgeht. 

Karl-Josef Schurf

"Solche Lieder haben dann doch so eine Art Türöffner-Funktion, wenn ich sie nicht zu oft und zu viel höre."

Im November bin ich weder musikalisch so weit, noch habe ich bereits ein Bedürfnis nach weihnachtlichem Gesang. Aber ich gebe zu: Solche Lieder haben jetzt in dem Finale der Adventszeit, auf Weihnachten zu dann doch so eine Art Türöffner-Funktion, wenn ich sie nicht zu oft und zu viel höre. 

Der stellvertretende Kölner Stadtdechant Karl-Josef Schurf / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der stellvertretende Kölner Stadtdechant Karl-Josef Schurf / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Könnte man die Idee des Nachhausekommens, die Chris Rea besingt, auch mit der christlichen Vorstellung von Erlösung und dem himmlischen Reich verbinden? 

Schurf: Ja, ganz klar. Also nicht nur im Sinne von: nach Hause kommen, in die Heimat, zur Familie, sondern auch zu sich selber. 

Ich habe gestern im Radio zufällig das Lied "Please Come Home for Christmas" gehört, von Bon Jovi als Blues gesungen. 

Der greift eine Urversion von 1960 auf, und – es lag vielleicht am Blues und an der Stimme – ich muss sagen, ich war ziemlich sprachlos. 

Karl-Josef Schurf

"Das ist eine gute Vorbereitung – mal runterzukommen und sich zu fragen, warum man eigentlich alles macht in seinem Leben, und was einen vielleicht auch in Unruhe versetzt."

Ich habe mir gedacht: Ja, das ist eine gute Vorbereitung – mal runterzukommen und sich zu fragen, warum man eigentlich alles macht in seinem Leben, und was einen vielleicht auch in Unruhe versetzt. Das hat mir gut getan. 

DOMRADIO.DE: Außerdem hörne Sie gerne Christmas Carols. Da gibt es zum Beispiel "Hark! The Herald Angels Sing" aus der Feder von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Übergang zwischen Christmas Carols und Christmas Songs ist ja fließend.

Schurf: Ja, die Carols sind dann explizit religiöse Weihnachtsmusik. Ich habe selber mal Carols – auch dieses Lied – gesungen und fand das sehr erfüllend und schön. 

DOMRADIO.DE: Also Carols sind grundsätzlich religiös, Weihnachtssongs können aber auch säkularen Ursprungs sein, richtig? 

Schurf: Genau.

Das Interview führte Tommy Millhome.

Papst ruft zum Singen traditioneller Weihnachtslieder auf

Papst Franziskus hat sich gegen eine Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes gewandt. Zum Fest empfahl er, statt Konsumdenken traditionelles Liedgut zu pflegen. Zugleich rief er zur Solidarität mit den Leidenden im Heiligen Land auf. Aus diesem Grund mahnte der Papst: "Lasst die Weihnachtsgesänge wenigstens die Poesie und Spontaneität bewahren, die ihnen so viel Leben verleihen." Weihnachten sei das Fest mit dem größten Schatz an volkstümlichen Gesängen, erinnerte der Papst.

Ein Buch mit Weihnachtsliedern liegt auf einem weihnachtlich geschmückten Tisch am 30. November 2022 in Königswinter. Darauf liegt eine Blockflöte / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Buch mit Weihnachtsliedern liegt auf einem weihnachtlich geschmückten Tisch am 30. November 2022 in Königswinter. Darauf liegt eine Blockflöte / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR